Tag der Briefmarken – National U.S. Postage Stamp Day in den USA

Schon gewusst? Am 1. Juli 1847 gaben die USA ihre ersten postalischen Freimarken heraus. Daran erinnern die Vereinigten Staaten mit ihrem nationalen Tag der Briefmarken (engl. National U.S. Postage Stamp Day – häufig auch nur kurz: U.S. Postage Stamp Day). Grund genug, die Geschichte dieses Anlasses mit den folgenden Zeilen des Kalenders der kuriosen Feiertage aus aller Welt zu erzählen. Worum geht es dabei?

Vier US-Briefmarken auf Umschlag, darunter zwei mit floraler „Love“-Schrift und Dekor.
National U.S. Postage Stamp Day – Tag der Briefmarken in den USA. Kuriose Feiertage – 1. Juli © 2020 Sven Giese – Bild 1

Wann ist Tag der Briefmarken?

Die USA feiern ihren nationalen Tag der Briefmarken (engl. National U.S. Postage Stamp Day) immer am 1. Juli.

JahrDatumWochentag
20251. JuliDienstag
20261. JuliMittwoch
20271. JuliDonnerstag
20281. JuliSamstag
20291. JuliSonntag
20301. JuliMontag
20311. JuliDienstag
20321. JuliDonnerstag
20331. JuliFreitag
20341. JuliSamstag
20351. JuliSonntag

Weshalb fällt der US-amerikanische Nationaltag der Briefmarken auf den 1. Juli?

Wie eingangs bereits angedeutet, gibt es eine sehr konkrete Begründung für das gewählte Datum des 1. Juli. Der US-amerikanische Nationaltag der Briefmarken ist eine historische Referenz an den 1. Juli 1847, an dem die Vereinigten Staaten ihre ersten beiden Freimarken auf Beschluss des Kongresses herausgaben. Die Marken zeigten das Bild des damaligen Postmaster General Benjamin Franklin (rotbraune Färbung, Wert: 5 Cent) und des ersten US-Präsidenten George Washington (schwarze Färbung, Wert: X oder 10 Cent) und trugen neben dem Nominalwert auch die Inschrift Post Office.

Dies ist insofern bemerkenswert, als Briefmarken zu dieser Zeit für den Versand von Briefen nicht erforderlich waren. Die Kosten für Zustellung und Versand musste der Empfänger übernehmen. Erst 1855 wurde die Verwendung von Postwertzeichen obligatorisch (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten sowie den Beitrag zum US-amerikanischen Weder-Regen-noch-Schnee-Tag (engl. National Neither Snow Nor Rain Day) am 7. September).

Zwei florale US-Briefmarken mit „Love“-Schriftzug und Stempelung auf weißem Umschlag.
National U.S. Postage Stamp Day – Tag der Briefmarken in den USA. Kuriose Feiertage – 1. Juli © 2020 Sven Giese – Bild 2

Wer hat den National U.S. Postage Stamp Day ins Leben gerufen?

Demgegenüber bleibt allerdings gänzlich unklar, wer den National U.S. Postage Stamp Day ins Leben gerufen hat. Zwar liegt die Vermutung relativ nahe, dass hier eifrige Philatelisten am Werk waren; im Zuge der Recherchen für den vorliegenden Beitrag konnte ich jedoch nicht herausfinden, wer genau als Initiator infrage kommt und seit wann genau die USA diesen Ehrentag der Briefmarke feiern. Zumindest keine der vorhandenen Quellen liefert diesbezüglich belastbare Angaben (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Ein „Verdachtsmoment“ ergibt sich unter Hinweis auf die American Philatelic Society (APS), die mit ca. 30.000 Mitgliedern (Briefmarkenhändler, Briefmarkenklubs, Gesellschaften und Einzelpersonen) als größte gemeinnützige Organisation für Philatelie in den USA eigentlich naheliegend wäre. Sie konzentriert sich hauptsächlich auf die Identifizierung und Bearbeitung von Briefmarken sowie auf philatelistische Veröffentlichungen und andere damit verbundene Dienstleistungen.

Unter ihre Regie fallen auch die Verwaltung der Philatelic Society Hall of Fame und die Verleihung des Luff Awards, welche Arbeit und Leben verstorbener Philatelisten ehrt. So weit, so gut. Das einzige Problem an dieser möglichen Spur ist, dass die offizielle Website der APS keinen Hinweis auf den National U.S. Postage Stamp Day liefert. Insofern ist hier eine Verbindung auszuschließen (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

US-Briefmarken mit rotem Birnenpaar und brauner Kaffeekanne mit floraler Verzierung.
National U.S. Postage Stamp Day – Tag der Briefmarken in den USA. Kuriose Feiertage – 1. Juli © 2020 Sven Giese – Bild 3

Eine kleine Kulturgeschichte der Briefmarke in den USA

  • Als ehemalige britische Kolonie führt die Spur der Geschichte US-amerikanischer Briefmarken zunächst auch nach Großbritannien. Henry Bishop, seines Zeichens Generalpostmeister der britischen Krone, erfand die Poststempel. Die Stempel wurden erstmals 1661 im Londoner Generalpostamt verwendet und als „Bishop’s Mark“ bezeichnet. 1680 gründeten William Dockwra und sein Partner Robert Murray die London Penny Post, die Briefe und Päckchen für einen Penny innerhalb der Stadtgrenzen zustellte. Die Bestätigung der bezahlten Post wurde durch die Verwendung eines Handstempels gezeigt, und dieser wird weithin als der erste Poststempel der Welt anerkannt (siehe dazu auch den Beitrag zum US-amerikanischen Danke-einem-Briefträger-Tag (engl. National Thank A Mailman Day) am 4. Februar).
  • 1775 wurde Benjamin Franklin zum ersten Generalpostmeister der USA ernannt. Diese Position erhielt 1829 die Aufnahme als fester Bestandteil des Kabinetts. Der Poststempel wird während der Zeit des Bürgerkriegs in die amerikanische Geschichte aufgenommen, als Briefe von den Gefangenen zur Kommunikation verwendet wurden. Siehe dazu auch die Beiträge zum Weltpostkartentag am 30. Juli und dem Welttag des Briefschreibens (engl. World Letter Writing Day) am 1. September.
  • Die Erfindung der ersten modernen, selbstklebenden Briefmarke wird Sir Rowland Hill aus England zugeschrieben. Er setzte auch einheitliche Portosätze fest, die gewichtsabhängig waren. Sie wurden erstmals 1840 bei der britischen Penny Post herausgegeben, wobei die Penny Black-Ausgabe ein eingraviertes Profil des Kopfes von Königin Victoria zeigte. In den folgenden 60 Jahren blieb das auf den Briefmarken stehen, und Großbritannien ist nach wie vor das einzige Land, das seinen Namen auf dem Porto ignoriert, anstatt den Kopf des regierenden Monarchen als Identifikation zu verwenden.
  • Andere Länder auf der ganzen Welt sollten bald das Briefmarken- und Versandsystem übernehmen, wobei jedes Land seine eigenen Versionen und Briefmarkenentwürfe schuf. Am 1. Juli 1847 gab das Postministerium dann, wie eingangs bereits skizziert, die ersten Briefmarken in den Vereinigten Staaten heraus: Fünf- und Zehn-Cent-Marken mit den Köpfen von Benjamin Franklin und George Washington (siehe dazu auch den Beitrag zum internationalen Weltposttag bzw. Tag des Weltpostvereins (engl. World Post Day) am 9. Oktober).
  • Die sogenannte Inverted Jenny (manchmal auch Jenny Invert – dt.: auf dem Kopf stehende Jenny) von 1918 gilt auch heute noch als eine der bekanntesten Briefmarken in den Vereinigten Staaten. Ihre Bekanntheit basiert auf dem Umstand, dass das dargestellte Bild des Flugzeugs Curtiss JN-4 falsch herum gedruckt ist. Dieser Fehler wurde von den Postbeamten zum Zeitpunkt des Verkaufs nicht bemerkt. Der Legende nach sollen am 15. Mai 1918, dem Erstausgabetag der Flugpostmarke der Marke fast 100 fehlerhafte Exemplare verkauft worden sein, die aber kurz darauf wieder zurückgenommen und vernichtet wurden. Das Postwertzeichen gilt heute als eine der seltensten Briefmarken überhaupt.

Wer von Euch nichts mit Briefmarken anfangen kann, für den/die bietet der 1. Juli eine ganze Reihe kalendarischer Alternativen. Die USA kennen dieses Datum auch als Tag der Ingwerplätzchen (engl. National Gingersnap Day) und als Tag der kreativen Eissorten (engl. National Creative Ice Cream Flavors Day). In Bulgarien steht der 1. Juli für die Tradition des July Morning, in Deutschland für den Tag der Litfaßsäule. Aber auch international ist dieser Termin im Kalender gut gefüllt. Exemplarisch sei hier auf den International Chicken Wing Day, den InternationalenTag der Früchte (engl. International Fruit Day) und den Internationalen Witze-Tag (engl. International Joke Day) verwiesen.

In diesem Sinne, Euch allen einen entspannten Briefmarken-Tag.

Egal, ob in den Vereinigten Staaten, in Deutschland oder sonst wo auf der Welt.

Weitere Informationen und Quellen zum US-amerikanischen Briefmarken-Tag am 1. Juli