Tag des Meteors – Meteor Day zur Erinnerung an das Tunguska-Ereignis am 30. Juni 1908

Am 30. Juni 1908 gegen 7:15 Uhr Ortszeit hat es in Sibirien ziemlich geknallt. Ursache: Eine oder mehrere Explosionen, in deren Folge auf einem Gebiet von ca. 2000 km² rund 60 Millionen Bäume umgeknickt sowie zahlreiche Fenster und Türen der wenigen Behausungen in der Gegend eingedrückt wurden. Woher rührte diese Explosion? Man weiß es nicht genau, vermutet aber, dass ein Meteor bzw. Asteroid für dieses sogenannte Tunguska-Ereignis verantwortlich gewesen ist. In Gedenken an diesen großen Knall wird seitens Astronomen aus aller Welt immer am 30. Juni der internationale Tag des Meteors (engl. Meteor Day) begangen. Grund genug, der Geschichte im Rahmen des Kalenders der kuriosen Feiertage aus aller Welt nachzugehen.

Meteor Day - internationaler Tag des Meteors. Kuriose Feiertage - 30. Juni © 2015 Sven Giese
Meteor Day – internationaler Tag des Meteors. Kuriose Feiertage – 30. Juni © 2015 Sven Giese

Wann ist Meteor Day?

Der internationale Tag des Meteors (engl. Meteor Day) findet immer am 30. Juni statt.

JahrDatumWochentag
202330. JuniFreitag
202430. JuniSonntag
202530. JuniMontag
202630. JuniDienstag
202730. JuniMittwoch
202830. JuniFreitag
202930. JuniSamstag
203030. JuniSonntag
203130. JuniMontag
203230. JuniMittwoch
203330. JuniDonnerstag

Wer hat den Meteor Day ins Leben gerufen?

Die genauen Ursprünge des Meteor Day sind leider nicht dokumentiert. Zwar listet ein Großteil der gängigen Websites und Online-Kalender diesen Anlass für den 30. Juni, konkrete Angaben zu einem möglichen Initiator und dem genauen Gründungsjahr liefern diese Quellen aber nicht (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Weshalb fällt der Tag des Meteors auf den 30. Juni?

Für die Wahl des 30. Juni als Datum des Meteoren-Tages gibt eine konkrete historische Begründung. Denn dieser Termin bezieht sich auf das sogenannte Tunguska-Ereignis, bei dem es in den frühen Morgenstunden des 30. Juni 1908 zu einer gewaltigen Explosion gekommen war.

Das Tunguska-Ereignis vom 30. Juni 1908 und mögliche Erklärungen

Wie eingangs bereits beschrieben, gibt es hinsichtlich der konkreten Ereignisse in den frühen Morgenstunden des 30. Juni 1908 recht unterschiedliche Berichte bzw. Theorien darüber, was genau passiert war. Beginnend bei der Anzahl der Explosionen (hier reichen die Aussagen von einigen wenigen bis zu 14 Explosionen) über die Dauer (eine heftige Detonation bis zu mehrere Minuten) liegen sehr unterschiedlichen Aussagen vor.

Tunguska und die Auswirkungen des Einschlags

Demgegenüber sieht die Faktenlage hinsichtlich der Auswirkungen dieses Ereignisses wesentlich klarer aus. So wurden auf einer Fläche von über 2000 km² ca. 60 Millionen Bäume umgeknickt und in der ca. 65 Kilometer vom vermuteten Epizentrum (Koordinaten: 60° 53′ 9″ N, 101° 53′ 40″ O) entfernten Handelssiedlung Wanawara gingen zahlreiche Fenster und Türen durch die Druckwelle zu Bruch.

Aufgrund der dünnen Besiedlung der Gegend gab es kaum verlässliche Augenzeugenberichte und Angaben hinsichtlich der Zahl möglicher Opfer. Reisende der Transsibirischen Eisenbahn berichteten aber in über 500 Kilometern Entfernung von einem hellen Feuerschein, einer starken Druckwelle und einem lauten Donnergeräusch bzw. einer Explosion.

Leonid Alexejewitsch Kulik auf der Suche nach Beweisen in Sibirien

Erst im Jahr 1921 – also 13 Jahre nach dem Ereignis – machte sich der russische Mineraloge Leonid Alexejewitsch Kulik (1883 – 1942) daran, der Sache und ihren möglichen Ursachen auf den Grund zu gehen. Im Rahmen dieser Bemühungen gelangte seine erste Expedition allerdings nur 600 Kilometer bis an den vermuteten Ort der Explosion heran.

So sollte es dann auch noch bis 1927 dauern, bis der Russe schließlich in das verwüstete Gebiet vordringen konnte. Jedoch fand er dort weder einen Krater noch mit bloßem Auge sichtbare Bruchstücke, die als Hinweis auf den Einschlag eines Himmelskörpers nutzbar gewesen wären.

An diesem Umstand hat sich bis heute nichts geändert. Obwohl eine Vielzahl an Wissenschaftlern davon ausgeht, dass das Ereignis durch den Eintritt eines Steinasteroiden bzw. Kometen von geringer Dichte (vermuteter Durchmesser ca. 30 – 80 Meter) verursacht wurde, konnte dies bis heute nicht eindeutig belegt werden.

Hinsichtlich der fehlenden Spuren vermutet man aber inzwischen, dass dieser Impaktor in einer Höhe zwischen 5 – 14 Kilometern über dem Boden explodierte. Aber wie zuvor erwähnt, einen hundertprozentigen Beweis gibt es nach wie vor nicht.

Exkurs: Der Unterschied zwischen Asteroiden, Meteoriten und Kometen

An dieser Stelle ein kleiner Exkurs bezüglich Astronomie und die Frage, worin eigentlich der Unterschied zwischen Asteroiden, Meteoriten und Kometen besteht? Da diese Begriffe häufig synonym gebraucht werden, anbei ein Erklärungsversuch zum besseren Verständnis:

  • Als Asteroiden bezeichnet man in der Regel sehr große Felsbrocken, die zusammen mit der Erde und den anderen Planeten unseres Sonnensystems um den Mutterstern Sonne kreisen. Nach derzeitigem Stand finden sich die meisten Asteroiden in einer Umlaufbahn zwischen Mars und Jupiter (siehe dazu auch den Beitrag Tag des Roten Planeten (engl. Red Planet Day) am 28. November). Die Bedrohung durch Asteroiden ist zwar relativ gering und selten, trotzdem im Bereich des Möglichen. Neben dem zuvor skizzierten Tunguska-Ereignis machen viele Wissenschaftler den Einschlag eines solchen Himmelskörpers auf der Erde für die Auslöschung der Dinosaurier verantwortlich. Es gibt auch Theorien darüber, dass der Mond durch den Einschlag eines riesigen Asteroiden auf die noch junge Erde entstanden sein soll (siehe dazu auch den Beitrag zum US-amerikanischen Tag des Mondes (engl. National Moon Day) am 20. Juli)
  • Demgegenüber sind Meteoriten wesentlich kleiner und kommen deutlich häufiger vor. So gehen Wissenschaftler davon aus, dass vieler Meteoriten von durchreisenden Kometen stammen, die auf ihrem Weg durch das Sonnensystem Materie verlieren. Durch das Eintreten dieser Teile (Meteoriten) in die Erdatmosphäre entstehen dann auch die am Himmel leuchtenden Meteore bzw. Sternschnuppen, die in der Regel verglühen. Dieses Phänomen führte auch zu vielen angeblichen UFO-Sichtungen, die schlichtweg auf einer Verwechslung oder Unkenntnis beruhten. Siehe dazu auch die Beiträge zum US-amerikanischen Tag des UFOs (engl. National UFO Day) am 24. Juni bzw. dem Welt-UFO-Tag (engl. World UFO Day) am 2. Juli.
  • Zum Abschluss dann noch die Kometen. Als Komet bezeichnet die Weltraumforschung Objekte, die auf riesigen Umlaufbahnen durch den Weltraum reisen und aufgrund dessen nur zu bestimmten Zeiten in unserem Sonnensystem auftauchen. Hier ist sicherlich der Halley’sche Komet als einer der bekanntesten Himmelskörper zu nennen, der alle 76 Jahre die Erde passiert und auch mit bloßem Auge sichtbar ist (siehe dazu auch den Beitrag zum Tag des Orionnebels am 25. November.

Das Tunguska-Ereignis vom 30. Juni 1908 als Vorlage für drei kuriose Feiertage

Das Tunguska-Ereignis vom 30. Juni 1908 ist einer jener seltenen Termine, die gleich mehrfach einen Widerhall im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt finden. So existieren seit 2016 gleich drei verschiedene Anlässe mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten, die auf diesen Einschlag rekurrieren. Grund genug, hier einen näheren Blick zu riskieren und diese Anlässe im Folgenden zu skizzieren.

Der 30. Juni als National Meteor Day in den Vereinigten Staaten

Die erste Variante im Kalender der kuriosen Welttage ist der US-amerikanische National Meteor Day bzw. internationaler Meteor Day (dt. Tag des Meteors bzw. Tag des Meteoriten) auf. Auch wenn es keinen Initiator und das genaue Gründungsjahr im eigentlichen Sinne gibt, ist der historische Bezug zum Tunguska-Ereignis von 1908 doch evident.

Dabei ist die Bezeichnung National Meteor Day insofern etwas verwirrend, als die Vereinigten Staaten – im Gegensatz zu Russland – nicht direkt davon betroffen waren. In der Regel skizzieren daher die meisten Quellen hier auch die Ereignisse und was über deren Ablauf bekannt ist (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Der US-amerikanische National Meteor Watch Day am 30. Juni

Je nach befragter Quelle taucht der 30. Juni in vielen Online-Kalendern auch als US-amerikanischer National Meteor Watch Day (manchmal auch nur kurz: Meteor Watch Day – dt. Tag der Meteoritenbeobachtung) auf. Wie bei so vielen anderen kuriosen Aktionstagen aus den Vereinigten Staaten gilt aber auch im Falle des Tags der Meteoritenbeobachtung, dass so gut wie nichts über seine Ursprünge bekannt scheint (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Inwieweit sich dieser Aktionstag der Himmelsbeobachtung mit dem eigentlichen Meteor Day deckt, ist nicht ganz klar. Und auch wenn in der Regel keine direkte Verbindung zum Tunguska-Ereignis in diesen Beiträgen genannt wird, ist die kalendarische Referenz natürlich naheliegend.

Im Gegensatz zum eigentlichen National Meteor Day, der hauptsächlich auf die Ereignisse in Tunguska aus dem Jahre 1908 abzielt, geht es in dieser Variante primär um das Beobachten von astronomischen Phänomenen wie Asteroiden, Sternschnuppen. Siehe dazu auch die Beiträge zum Internationalen Tag der Planetarien (engl. International Day of Planetariums) am zweiten Sonntag im März sowie dem US-amerikanischen Tag der Astronomie (engl. National Astronomy Day) am jeweils nächsten Samstag zum Viertelmond im Frühjahr und Herbst.

Unabhängig von dieser Unterscheidung lässt sich aber wohl festhalten, dass in beiden Fällen der 30. Juni zum Anlass genommen wird, den Himmel besonders im Auge zu behalten. ;)

Der International Astroid Day der Vereinten Nationen

Am 6. Dezember 2016 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Resolution A/RES/71/90, mit der sie den 30. Juni zum internationalen Tag der Asteroiden (engl. International Asteroid Day) erklärte. Diese Resolution ging auf einen gemeinsamen Vorschlag der US-amerikanischen Association of Space Explorers (ASE) und dem United Nations Committee on the Peaceful Uses of Outer Space (COPUOS) zurück. Siehe dazu auch den unten verlinkten Originaltext der Resolution und die Beiträge zum Internationalen Tag der bemannten Raumfahrt (engl. International Day of Human Space Flight) am 12. April sowie dem US-amerikanischen Astronauten-Tag (engl. National Astronaut Day) am 5. Mai.

Ziel und Intention dieses internationalen Aktionstages: Der Jahrestag Tunguska-Katastrophe in Sibirien soll fortan dazu genutzt werden, auf internationaler Ebene die Öffentlichkeit für die Gefahr der Auswirkungen von Asteroiden zu sensibilisieren. Hier hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt globaler Maßnahmen, die im Falle einer glaubwürdigen Bedrohung durch erdnahe Objekte, sprich Astroiden oder Meteore, zu ergreifen sind. Siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten und den Beitrag zum US-amerikanischen Weltraumforschungstag (engl. Space Exploration Day) am 20. Juli.

In diesem Sinne ist der 30. Juni tatsächlich ein Tag, an dem man den Himmel besser im Auge behalten sollte. Vielleicht hilft es ja, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass dieses Datum in den USA auch als Mai-Tai-Tag (engl. National Mai Tai Day) gefeiert wird. ;)

Weitere Informationen und Quellen zum 30. Juni als Tag des Meteors

Kategorien Astronomische Kuriositäten, Historische Kuriositäten, Juni Schlagwörter 30. Juni

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