Nollaig na mBan – Women’s Christmas oder Little Christmas in Irland – 6. Januar

Der 6. Januar steht in Irland für die Tradition des Women’s Christmas (manchmal auch: Women’s Little Christmas – irisch: Nollaig na mBan – dt. wörtlich: Weihnachtsfest der Frauen oder Frauenweihnachnacht). Angelehnt an das sogenannte Old Christmas, das als Fest der Heiligen Drei Könige bzw. Epiphanie den Abschluss der zwölf Tage der Weihnachtszeit (engl. Twelve Days of Christmas) markiert. Grund genug, die Geschichte dieser irischen Tradition im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt zu erzählen. Worum geht es dabei?

Nollaig na mBan - Women's Christmas oder: Little Christmas in Irland. Kuriose Feiertage - 6. Januar © 2022 Sven Giese
Nollaig na mBan – Women’s Christmas oder: Little Christmas in Irland. Kuriose Feiertage – 6. Januar © 2022 Sven Giese

Wann ist Women’s Christmas?

Traditionell feiert Irland das Women’s Christmas (manchmal auch: Women’s Little Christmas – irisch: Nollaig na mBan – dt. wörtlich: Weihnachtsfest der Frauen oder Frauenweihnachnacht) am 6. Januar.

Weshalb fällt Nollaig na mBan auf den 6. Januar?

Die Begründung für den 6. Januar als Datum des irischen Nollaig na mBan ist historisch begründet und ergibt sich durch die verschiedenen Termine des Weihnachtsfestes im julianischen (6. Januar und gregorianischen Kalender (25. Dezember). Daher firmiert das Dreikönigsfest am 6. Januar  in einigen Teilen der Welt auch unter der Bezeichnung „Old Christmas“ oder „Old Christmas Day“ (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten sowie die Beiträge zum La Befana in Italien und dem Tag der Frau Holle, die beide ebenfalls auf den 6. Januar fallen).

Wie sind die unterschiedlichen Termine für Weihnachten entstanden?

Tatsächlich sind die verschiedenen Weihnachtstermine kein Phänomen der Neuzeit, sondern waren bereits in den verschiedenen liturgischen Kalendern des vierten Jahrhunderts bekannt. So begingen die Kirchen des Weströmischen Reiches am 25. Dezember, die des Oströmischen Reiches am 6. Januar (siehe dazu auch den Beitrag zum Beginn der Rauhnächte am 24. Dezember).

Aus heutiger Sicht spielt hier aber vor allem die im Oktober 1582 von Papst Gregor XIII. initiierte Kalenderreform die entscheidende Rolle. Der gregorianische Kalender gilt als (notwendige) liturgische Korrektur des julianischen Kalenders, da dieser aufgrund zu vieler Schaltjahre das Sonnenjahr nicht korrekt abbildet und eine korrekte Berechnung des Osterdatums erschwerte. Diese orientiert sich an der Frühlings-Tagundnachtgleiche der nördlichen Hemisphäre am 21. März. Gregors Korrektur sah nun vor, dieses Datum um zehn Tage vorzuverlegen (siehe dazu auch die beiden Beiträge zur Sommersonnenwende  am 21. Juni und der Wintersonnenwende am 21. Dezember).

Während die meisten römisch-katholischen Länder diesen neuen Kalender zeitnah übernahmen, sollte dies in vielen protestantisch geprägten Ländern noch 200 Jahre dauern. Prägend war hier vorwiegend der angelsächsische Sprachraum des britischen Empire (inkl. der amerikanischen Kolonien), der diesen Wechsel erst 1752 mit dem Calendar (New Style) Act 1750 einführte und den nach dem gregorianischen Kalender ursprünglichen Weihnachtstermin vom 5. Januar auf den 25. Dezember verlegte. Hier allerdings mit einer Besonderheit. Denn im Februar 1800 gab es im julianischen Kalender ein weiteres Schaltjahr, im gregorianischen jedoch nicht. Als Korrektur wurde der Termin des alten Weihnachtsfestes auf den 6. Januar verschoben und als Paralleltermin des Dreikönigsfestes beibehalten (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Nollaig na mBan als Abschluss der zwölf Tage der Weihnachtszeit

Vor diesem Hintergrund ist das irische Nollaig na mBan als Abschluss der zwölf Tage der Weihnachtszeit entstanden. Als Old Christmas ist eine der traditionellen Bezeichnungen der irischen und amischen Christen für den 6. Januar, der sich als Ende der Weihnachtszeit u.a. auch in den Ferienplanungen der grünen Insel findet. Denn bis 2013 markierte der 6. Januar den letzten Tag der Weihnachtsferien für die Grund- und weiterführende Schulen des Landes. Weitere interessante Randnotiz: Sowohl in Irland als auch in Puerto Rico ist dies das traditionelle Datum, an dem der Weihnachtsbaum und der Weihnachtsschmuck entfernt werden (siehe dazu auch den Beitrag zum US-amerikanischen National Take Down the Christmas Tree Day (dt. Bau-den-Weihnachtsbaum-ab-Tag), der ebenfalls immer auf den 6. Januar des Jahres fällt).

Wie feiert Irland das Weihnachtsfest der Frauen?

Der Name der Tradition soll sich davon ableiten, dass am 6. Januar die irischen Männer die Aufgaben im Haushalt übernehmen und die Frauen freihaben (siehe dazu u.a. auch den Beitrag zu Yinekokratia, dem griechischen Fest der Frauen am 8. Januar).

Denn wenn der 6. Januar lediglich das kleine Weihnachtsfest markiert, dann muss der 25. Dezember eine große Feier mit viel Arbeit sein. So haben die Frauen neben der normalen Arbeit auf dem Hof alle Vorbereitungen für Weihnachten getroffen. Nicht umsonst gilt in den Gaeltacht-Gebieten Irlands das geflügelte Wort: Nollaig na mBan, Nollaig gan mhaith (engl. Women’s Christmas, no good Christmas), mit dem auf das Fehlen großer Feste zum Zeitpunkt des 6. Januar angespielt wird. Oder, um es etwas böser zu formulieren, während Gott am siebten Tag ruhte, mussten die irischen Frauen bis zum zwölften und letzten Weihnachtstag schuften (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Woher stammt die Bezeichnung Women’s Christmas?

Kevin Danahers klassischer 1972er-Werl „The Year in Ireland: A Calendar“ enthält einen kurzen Eintrag zu diesem Datum und leitet die Bezeichnung Women’s Christmas aus dem Umstand ab, dass am ersten Weihnachtstag (25. Dezember) mit Rindfleisch und Whiskey vorwiegend Männergerichte auf dem Speiseplan standen, während am kleinen Weihnachtstag das von Frauen bevorzugte Gänsefleisch und Leckereien wie Kuchen, Tee und Wein auf den Tisch kamen (siehe dazu auch die Beiträge zum St. Patrick’s Day (irisch bzw. gälisch: Lá Fhéile Pádraig) am 17. März und dem internationalen Tag des irischen Whiskeys (engl. International Irish Whiskey Day) am 3. März).

Feiert man Nollaig na mBan in ganz Irland?

Tatsächlich ist die Tradition des Nollaig na mBan primär auf die ländlichen Regionen im Westen Irlands beschränkt. Hier sind hauptsächlich die Gaeltacht-Gebiete Cork und Kerry zu nennen. Wann die gälische Bezeichnung allerdings entstanden ist, lässt sich aus heutiger Perspektive nicht mehr nachvollziehen. Siehe dazu auch den ähnlich angelegten Nutting Day (dt. Tag des Nüssesammelns), der in Großbritannien immer auf den 14. September fällt.

Der irische Kulturwissenschaftler Alan Titley weist in diesem Zusammenhang aber darauf hin, dass Nollaig na mBan immer mehr in Vergessenheit geraten ist und Little Christmas vorwiegend durch die mündliche Überlieferung zwischen den Generationen der irischen Frauen weitergegeben wurde. Dies erklärt dann wahrscheinlich auch, weshalb sich dieser Brauch trotz des langsamen Verschwindens der irischen Sprache immer noch erhalten hat (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

In seiner modernen Version umfasst das irische Women’s Christmas vorrangig Events in Clubs, Bars und Restaurants, an denen die Frauen den 6. Januar mit ihren Freundinnen, Schwestern, Müttern und Tanten feiern.

Wer von Euch nichts mit dieser Tradition am Hut hat, kann den 6. Januar alternativ als US-amerikanischen Tag des Apfelbaums (engl. National Apple Tree Day), als Tag der Bohne (engl. National Bean Day), als Tag des Kuschelns (engl. Cuddle Up Day) oder als Tag des schottischen Shortbread (engl. National Shortbread Day) begehen.

In diesem Sinne: Happy Women’s Christmas.

Egal, ob in Irland, in Deutschland oder sonst wo auf der Welt. :)

Weitere Informationen zum irischen Women’s Christmas am 6. Januar