Seit 2012 begehen Jazz-Fans auf dem gesamten Planeten den 30. April als den von der UNESCO initiierten Welttag des Jazz (engl. International Jazz Day). Entsprechend feiert auch der Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt die improvisierte Musik gebührend mit. Was es mit diesem musikalischen Anlass auf sich hat und warum er einen festen Platz in der Sammlung der kuriosen Welttage verdient, versucht der vorliegende Beitrag zu erklären. Weshalb feiert der letzte Tag des Aprils also den Jazz in all seinen Spielarten?

Inhaltsverzeichnis
- 1 Wann ist Welttag des Jazz?
- 2 Wer hat den International Jazz Day ins Leben gerufen?
- 3 Weshalb der International Jazz Day auf den 30. April?
- 4 Zum Welttag des Jazz: Die UNESCO ehrt die künstlerische Bedeutung der Jazz-Musik
- 5 International Jazz Day: Einige persönliche Gedanken zum Thema Jazz
- 6 Weitere Informationen und Quellen zum Welttag des Jazz am 30. April
Wann ist Welttag des Jazz?
Seit 2012 feiern Jazz-Fans auf der ganzen Welt den von der UNESCO initiierten Welttag des Jazz (engl. UNESCO International Jazz Day) am 30. April.
Jahr | Datum | Wochentag |
---|---|---|
2023 | 30. April | Sonntag |
2024 | 30. April | Dienstag |
2025 | 30. April | Mittwoch |
2026 | 30. April | Donnerstag |
2027 | 30. April | Freitag |
2028 | 30. April | Sonntag |
2029 | 30. April | Montag |
2030 | 30. April | Dienstag |
2031 | 30. April | Mittwoch |
2032 | 30. April | Freitag |
2033 | 30. April | Samstag |
Wer hat den International Jazz Day ins Leben gerufen?
Der International Jazz Day geht auf die Generalversammlung der UNESCO und das Jahr 2012 zurück.
Wenn die UNESCO-Generalkonferenz beschließt, eine Kunstform mit einem eigenen Welttag ehrt, muss es sich hierbei schon um etwas Besonderes handeln. Immerhin gibt es zwar eine ganze Reihe offizieller UNESCO-Feiertage, aber der offiziellen Status eines Welttages wurde bisher lediglich sechsmal verliehen. Folgende Termine gibt es derzeit in diesem Rahmenkalender:
- der Internationale Tag der Muttersprache am 21. Februar,
- der Welttag der Poesie am 21. März,
- der Welttag des Buches und des Urheberrechts am 23. April,
- der Internationale Tag des Jazz am 30. April,
- der Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung am 21. Mai und
- der Tag des audiovisuellen Erbes am 27. Oktober
Insofern befindet sich der Welttag des Jazz tatsächlich in einem sehr exklusiven Zirkel. ;) Auch wenn der Jazz als eine der ersten Formen global verbreiteter, populärer Musik gilt, handelt es sich beim International Jazz Day um einen äußerst jungen Feiertag.
Denn erst im November 2011 hat die 36. Generalkonferenz der UNESCO den 30. April zum Internationalen Tag des Jazz erklärt, der dann erstmalig am 2012 offiziell begangen wurde. Ziel und Begründung dieses Aktionstages: Schaffung eines öffentlichen Bewusstseins für die künstlerische und inzwischen weltweite kulturelle Bedeutung des Jazz und seiner Wurzeln.
Weshalb der International Jazz Day auf den 30. April?
Wie immer bei solchen UNESCO-Welttagen gibt es hier auch eine passende Begründung für die Wahl des Datums, denn mit dem 30. April bildet der International Jazz Day zugleich den abschließenden Höhepunkt des jährlichen US-amerikanischen Jazz Appreciation Month.
Weiterhin passt dieser Aktionstag inhaltlich natürlich ganz wunderbar in die Liste thematisch verwandter musikalischer Anlässe. Exemplarisch sei dazu auf die folgenden Termine verwiesen:
- der deutsche Tag der Blockflöte am 10. Januar,
- der The Day the Music Died Day – R.I.P. Buddy Holly, Ritchie Valens und The Big Bopper am 3. Februar,
- der Tag der Oper am 8. Februar,
- der Spiel-Deine-Gitarre-Tag (engl. Get Out Your Guitar Day) am 11. Februar,
- der Tag des Rock’n’Roll am 9. Juli,
- der International Country Music Day (dt. Internationaler Tag der Country-Musik) am 17. September
- der Tag des Saxofons (engl. Saxophone Day) am 6. November oder
- der Tag der Hausmusik (22. November) sprechen hier eine deutliche Sprache.
Zum Welttag des Jazz: Die UNESCO ehrt die künstlerische Bedeutung der Jazz-Musik
Seitens der UNESCO nimmt man hiermit vor allem Bezug auf den Ursprung dieser Musikrichtung, die sich vor mehr als 100 Jahren aus der Befreiungsbewegung der afrikanischen Sklaven in den amerikanischen Südstaaten entwickelt hat; und eine der treibenden gesellschaftlichen Kräfte bei der Überwindung der gesellschaftlichen Rassendiskriminierung im Verlauf des 20. Jahrhunderts gewesen ist. Siehe dazu auch den Beitrag zum International Blues Music Day (IBMD – dt. Tag des Blues oder: Internationaler Blues-Tag) am jeweils ersten Samstag im August.
Im Umkehrschluss sei diese improvisierte Musik auch als Symbol für Demokratie, Gleichberechtigung und Toleranz zu sehen, denn es waren hauptsächlich Jazz-Musiker, die in den Vereinigten Staaten die Grenzen der Rassentrennung durch gemeinsames Musizieren aufgehoben hatten. Einen guten Eindruck dieser Zeit und ihrer Irrungen vermittelt u. a. die Autobiografie der Jazzlegende Miles Davis (Heyne Verlag 2000). Zwar soll Davis menschlich nicht unbedingt einer der angenehmsten Zeitgenossen gewesen sein, in dem Buch aber sehr eindrücklich schildert, unter welchen Bedingungen er seine Karriere startete.
Abgesehen davon gibt es aber an Miles‘ künstlerischer Relevanz natürlich nichts, hingegen auch gar nichts auszusetzen. Echte Ikone, die den Jazz – auch nach eigener Aussage – mindestens zweimal revolutioniert hat. ;)
„Jazz is so much more than music: it is a lifestyle and a tool for dialogue, even social change. The history of jazz tells of the power of music to bring together artists from different cultures and backgrounds, as a driver of integration and mutual respect.“
(Irina Bokova, Director General, Message on the occasion of the International Jazz Day 30 April 2014 – siehe dazu die Liste weiterführender Links unten)
International Jazz Day: Einige persönliche Gedanken zum Thema Jazz
Ich verzichte an dieser Stelle bewusst auf den Versuch, hier die Entwicklungsgeschichte des Jazz zu skizzieren. Das haben andere an anderen Stellen wesentlich besser hinbekommen. Am Ende läuft es immer darauf hinaus, dass der Jazz aus dem Blues entstanden ist. Und die zahlreichen Spielarten durch die gemeinsame Partizipation von Musikern – und vor allem auch Zuhörern – trotz stetiger Weiterentwicklung – in einer Form immer diesen Wurzeln verbunden geblieben ist.
Trotzdem haben es Jazz-Musiker wiederholt geschafft, bestehende Grenzen einzureißen und das Genre musikalisch zu erweitern. Siehe dazu auch die Beiträge zum International Tuba Day (dt. Internationler Tag der Tuba) am ersten Freitag im Mai und dem Tag der ausgefallenen Musikinstrumente (engl. Uncommon Musical Instrument Awereness Day) am 31. Juli.
Umso mehr erstaunt es eigentlich, dass der Jazz heute bei vielen Leuten ein ziemlich verkopftes und intellektuelles Image hat. Denn trotz aller musikalischer und kompositorischer Exzellenz ist Jazz meiner Meinung nach immer noch eine äußerst kraftvolle Tanzmusik, die man zwar analytisch erfassen kann, letztlich aber wohl am besten live erfährt.
Ich für meinen Teil würde viel darum geben, Größen wie John Coltrane usw. einmal live erlebt zu haben. Geht leider nicht mehr, insofern muss ich halt bei den vorhandenen Aufnahmen bleiben und liste abschließend meine Top5 Jazzalben zum International Jazz Day:
- John Coltrane: A Love Supreme (1965)
- Brian Blade & Wolfgang Muthspiel: Friendly Travelers live (2008)
- Nils Petter Molvaer: Khmer (1998)
- Miles Davis: Kind of Blue
- Dave Holland Quintet: Dream of the Elders (1996)
Wer von Euch nichts mit Jazz anzufangen vermag, für den/die liefert der 30. April eine ganze Reihe kalendarischer Alternativen. In Europa feiert man dieses Datum mit der Tradition der Walpurgisnacht, dem bundesweiten Tag des Wolfes in Deutschland und dem niederländischen Koninginnedag (dt. Königinnentag bzw. Tag der Königin). In den USA kennt man den 30. April als Tag der Rosine (engl. National Raisin Day), als Ehrentag der Friseure (engl. National Hairstylist Appreciation Day) und als Tag der Ehrlichkeit (engl. National Honesty Day). Nicht zu vergessen, den US-amerikanischen Tag der Haferflockenkekse (engl. National Oatmeal Cookie Day).
In diesem Sinne: Play that Jazz und Euch allen einen tollen International Jazz Day.
Egal, wo auf der Welt Ihr diesen Anlass auch begeht.
Weitere Informationen und Quellen zum Welttag des Jazz am 30. April
- Offizielle Website des International Jazz Day: jazzday.com (englisch)
- Die Website der Vereinten Nationen zum International Jazz Day am 30. April (englisch)
- Offizielle UNSECO-Seite zum International Jazz Day (englisch)
- Pressemeldung der deutschen UNESCO-Website zum Welttag des Jazz 2018 (deutsch)
- Wikipedia-Eintrag zum International Jazz Day am 30. April mit vielen weiterführenden Links und Quellen (englisch/mehrsprachig)