Welttag des Jazz am 30. April – der UNESCO International Jazz Day 2023

Seit 2012 begehen Jazz-Fans auf dem gesamten Planeten den 30. April als den von der UNESCO initiierten Welttag des Jazz (engl. International Jazz Day). Entsprechend feiert auch der Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt die improvisierte Musik gebührend mit. Was es mit diesem musikalischen Anlass auf sich hat und warum er einen festen Platz in der Sammlung der kuriosen Welttage verdient, versucht der vorliegende Beitrag zu erklären. Weshalb feiert der letzte Tag des Aprils also den Jazz in all seinen Spielarten?

International Jazz Day - UNESCO Welttag des Jazz. Kuriose Feiertage - 30. April © 2019 Sven Giese
Jazz-Musiker spielt zwei Trompeten parallel © 2019 Sven Giese

Wann ist Welttag des Jazz?

Seit 2012 feiern Jazz-Fans auf der ganzen Welt den von der UNESCO initiierten Welttag des Jazz (engl. UNESCO International Jazz Day) am 30. April.

JahrDatumWochentag
202330. AprilSonntag
202430. AprilDienstag
202530. AprilMittwoch
202630. AprilDonnerstag
202730. AprilFreitag
202830. AprilSonntag
202930. AprilMontag
203030. AprilDienstag
203130. AprilMittwoch
203230. AprilFreitag
203330. AprilSamstag

Wer hat den International Jazz Day ins Leben gerufen?

Der International Jazz Day geht auf die Generalversammlung der UNESCO und das Jahr 2012 zurück.

Wenn die UNESCO-Generalkonferenz beschließt, eine Kunstform mit einem eigenen Welttag ehrt, muss es sich hierbei schon um etwas Besonderes handeln. Immerhin gibt es zwar eine ganze Reihe offizieller UNESCO-Feiertage, aber der offiziellen Status eines Welttages wurde bisher lediglich sechsmal verliehen. Folgende Termine gibt es derzeit in diesem Rahmenkalender:

Insofern befindet sich der Welttag des Jazz tatsächlich in einem sehr exklusiven Zirkel. ;) Auch wenn der Jazz als eine der ersten Formen global verbreiteter, populärer Musik gilt, handelt es sich beim International Jazz Day um einen äußerst jungen Feiertag.

Denn erst im November 2011 hat die 36. Generalkonferenz der UNESCO den 30. April zum Internationalen Tag des Jazz erklärt, der dann erstmalig am 2012 offiziell begangen wurde. Ziel und Begründung dieses Aktionstages: Schaffung eines öffentlichen Bewusstseins für die künstlerische und inzwischen weltweite kulturelle Bedeutung des Jazz und seiner Wurzeln.

Weshalb der International Jazz Day auf den 30. April?

Wie immer bei solchen UNESCO-Welttagen gibt es hier auch eine passende Begründung für die Wahl des Datums, denn mit dem 30. April bildet der International Jazz Day zugleich den abschließenden Höhepunkt des jährlichen US-amerikanischen Jazz Appreciation Month.

Weiterhin passt dieser Aktionstag inhaltlich natürlich ganz wunderbar in die Liste thematisch verwandter musikalischer Anlässe. Exemplarisch sei dazu auf die folgenden Termine verwiesen:

Zum Welttag des Jazz: Die UNESCO ehrt die künstlerische Bedeutung der Jazz-Musik

Seitens der UNESCO nimmt man hiermit vor allem Bezug auf den Ursprung dieser Musikrichtung, die sich vor mehr als 100 Jahren aus der Befreiungsbewegung der afrikanischen Sklaven in den amerikanischen Südstaaten entwickelt hat; und eine der treibenden gesellschaftlichen Kräfte bei der Überwindung der gesellschaftlichen Rassendiskriminierung im Verlauf des 20. Jahrhunderts gewesen ist. Siehe dazu auch den Beitrag zum International Blues Music Day (IBMD – dt. Tag des Blues oder: Internationaler Blues-Tag) am jeweils ersten Samstag im August.

Im Umkehrschluss sei diese improvisierte Musik auch als Symbol für Demokratie, Gleichberechtigung und Toleranz zu sehen, denn es waren hauptsächlich Jazz-Musiker, die in den Vereinigten Staaten die Grenzen der Rassentrennung durch gemeinsames Musizieren aufgehoben hatten. Einen guten Eindruck dieser Zeit und ihrer Irrungen vermittelt u. a. die Autobiografie der Jazzlegende Miles Davis (Heyne Verlag 2000). Zwar soll Davis menschlich nicht unbedingt einer der angenehmsten Zeitgenossen gewesen sein, in dem Buch aber sehr eindrücklich schildert, unter welchen Bedingungen er seine Karriere startete.

Abgesehen davon gibt es aber an Miles‘ künstlerischer Relevanz natürlich nichts, hingegen auch gar nichts auszusetzen. Echte Ikone, die den Jazz – auch nach eigener Aussage – mindestens zweimal revolutioniert hat. ;)

„Jazz is so much more than music: it is a lifestyle and a tool for dialogue, even social change. The history of jazz tells of the power of music to bring together artists from different cultures and backgrounds, as a driver of integration and mutual respect.“
(Irina Bokova, Director General, Message on the occasion of the International Jazz Day 30 April 2014 – siehe dazu die Liste weiterführender Links unten)

International Jazz Day: Einige persönliche Gedanken zum Thema Jazz

Ich verzichte an dieser Stelle bewusst auf den Versuch, hier die Entwicklungsgeschichte des Jazz zu skizzieren. Das haben andere an anderen Stellen wesentlich besser hinbekommen. Am Ende läuft es immer darauf hinaus, dass der Jazz aus dem Blues entstanden ist. Und die zahlreichen Spielarten durch die gemeinsame Partizipation von Musikern – und vor allem auch Zuhörern – trotz stetiger Weiterentwicklung – in einer Form immer diesen Wurzeln verbunden geblieben ist.

Trotzdem haben es Jazz-Musiker wiederholt geschafft, bestehende Grenzen einzureißen und das Genre musikalisch zu erweitern. Siehe dazu auch die Beiträge zum International Tuba Day (dt. Internationler Tag der Tuba) am ersten Freitag im Mai und dem Tag der ausgefallenen Musikinstrumente (engl. Uncommon Musical Instrument Awereness Day) am 31. Juli.

Umso mehr erstaunt es eigentlich, dass der Jazz heute bei vielen Leuten ein ziemlich verkopftes und intellektuelles Image hat. Denn trotz aller musikalischer und kompositorischer Exzellenz ist Jazz meiner Meinung nach immer noch eine äußerst kraftvolle Tanzmusik, die man zwar analytisch erfassen kann, letztlich aber wohl am besten live erfährt.

Ich für meinen Teil würde viel darum geben, Größen wie John Coltrane usw. einmal live erlebt zu haben. Geht leider nicht mehr, insofern muss ich halt bei den vorhandenen Aufnahmen bleiben und liste abschließend meine Top5 Jazzalben zum International Jazz Day:

  • John Coltrane: A Love Supreme (1965)
  • Brian Blade & Wolfgang Muthspiel: Friendly Travelers live (2008)
  • Nils Petter Molvaer: Khmer (1998)
  • Miles Davis: Kind of Blue
  • Dave Holland Quintet: Dream of the Elders (1996)

Wer von Euch nichts mit Jazz anzufangen vermag, für den/die liefert der 30. April eine ganze Reihe kalendarischer Alternativen. In Europa feiert man dieses Datum mit der Tradition der Walpurgisnacht, dem bundesweiten Tag des Wolfes in Deutschland und dem niederländischen Koninginnedag (dt. Königinnentag bzw. Tag der Königin). In den USA kennt man den 30. April als Tag der Rosine (engl. National Raisin Day), als Ehrentag der Friseure (engl. National Hairstylist Appreciation Day) und als Tag der Ehrlichkeit (engl. National Honesty Day). Nicht zu vergessen, den US-amerikanischen Tag der Haferflockenkekse (engl. National Oatmeal Cookie Day).

In diesem Sinne: Play that Jazz und Euch allen einen tollen International Jazz Day.

Egal, wo auf der Welt Ihr diesen Anlass auch begeht.

Weitere Informationen und Quellen zum Welttag des Jazz am 30. April

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