Hurra für die hohe Kaffee-Kunst. Mit dem US-amerikanischen Tag des Espresso (engl. National Espresso Day) setzt der 23. November die lange Liste internationaler Kaffee-Tage fort. Weshalb man in den Vereinigten Staaten diese italienische Kaffeespezialität mit einem eigenen, nationalen Ehrentag würdigt, untersuchen die folgenden Zeilen des Kalenders der kuriosen Feiertage aus aller Welt. Darauf erst einmal einen leckeren Espresso. Schnell. ;)

Inhaltsverzeichnis
Wer hat den US-amerikanischen Ehrentag des Espresso ins Leben gerufen?
Im Gegensatz zu vielen anderen US-amerikanischen Beiträgen aus dem Kalender der Kaffee-Feiertage gibt es im Falle des National Espresso Day zumindest einige Hinweise auf einen möglichen Initiator. Im Detail sind hier die folgenden Spuren in Betracht zu ziehen.
Das Online-Netzwerk partyexcuses.com und die Domain nationalespressoday.com
Die erste Option ist das US-amerikanische Online-Netzwerk partyexcuses.com. Immerhin finden sich in deren Portfolio eine ganze Reihe weiterer kulinarischer Feiertage (inkl. entsprechenden Domains). Siehe dazu u.a. auch den Tag der Mandel (engl. National Almond Day) am 16. Februar, den Tag des Knoblauchs (engl. National Garlic Day) am 19. April oder den Tag des Käsekuchens (engl. National Cheesecake Day) am 30. Juli).
Inwieweit die Macher dieser Website aber final für diese Feiertage verantwortlich sind, konnte ich im Zuge der Recherchen für diese Beiträge nicht abschließend klären. Gegen die Betreiber als Initiator dieses Ehrentags für die aus Mailand stammende Kaffeezubereitungsart spricht allerdings, dass die Domain erst 2013 online gegangen ist und die zeitlich frühste Erwähnung in der organischen Google-Suche auf den Mai 2005 zurückgeht (siehe dazu auch den unten beigefügten Screenshot aus Google Trends).
Die Website des US-amerikanischen Grußkartenanbieters punchbowl.com
Wie immer, wenn die genauen Ursprünge eines kuriosen Feiertages unklar sind, liegt man nicht völlig daneben, wenn diese in den Marketingabteilungen der US-amerikanischen E-Card-Industrie vermutet. Gerade das Webportal punchbowl.com bietet hier eine sehr große Auswahl an Food Holidays, zu denen auch der National Espresso Day am 23. November zählt. Ähnlich wie bei partyexcusses.com spricht hier aber die erste Nennung gegen eine mögliche Urheberschaft. So findet sich der erste Beitrag auf dieser Domain erst für den Oktober 2010, also knapp fünf Jahre nach der ersten relevanten Nennung in der Google-Suche (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).
John-Bryan Hopkins und sein Projekt foodimentary.com
Bei näherer Betrachtung der Quellenlage spricht eine ganze Menge für den US-amerikanischen Food-Blogger John-Bryan Hopkins als tatsächlichen Initiator des National Espresso Day. Immerhin gilt Hopkins als echte Instanz in Sachen kulinarischer Feiertage, von denen er seit 2005/2006 zahlreiche eigene Food Holiday in die Welt gesetzt hat. Seit 2010 finden sich diese auch in gesammelter Form auf seinem Blog foodimentary.com.
Im Falle des Espresso-Tags findet sich die frühste Version eines Beitrags für den 24. November 2012 (!!!), in späteren Versionen des Beitrags listet das Blog diesen Food Holiday aber für den 23. November. Ob es hier schlichtweg eine Verwechslung gegeben hat, konnte ich m Zuge der Recherchen für den vorliegenden Beitrag nicht herausfinden. Verglichen mit den anderen beiden Quellen spricht für Hopkins, dass sich der Beginn der Aktivität auch mit den Daten aus Google-Trend deckt. Insofern halte ich dies für die wahrscheinlichste Option (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Warum fällt der National Espresso Day auf den 23. November?
Ausgehend von der Annahme, dass Hopkins tatsächlich der Initiator des National Espresso Day ist, erweist sich die Suche nach einer Begründung für das gewählte Datum am 23. November allerdings als ergebnislos. Denn in der Regel macht der US-Amerikaner in seinen Blogbeiträgen keine Angaben darüber, weshalb er sich für einen bestimmten Termin entscheiden hat.
Hopkins hat in der Vergangenheit in mehreren Interviews darauf verwiesen, dass die Anlässe auf foodimentary.com entweder nach saisonalem Bezug oder den vorhandenen Lücken im Kalender platziert seien. So wohl auch im Falle des Nationaltags des Espresso (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).
Ob es hinsichtlich des Datums dann eine direkte Verbindung zum ebenfalls am 23. November in den USA begangenen Tag der Cashewnuss (engl. National Cashew Day), dem Iss-eine-Cranberry-Tag (engl. National Eat a Cranberry Day), dem Tag der Fibonacci-Folge (engl. Fibonacci Day) oder dem japanischen Tag des Dankes für die Arbeit (jap. 勤労感謝の日 – kinrô kansha no hi) gibt, ist nicht überliefert. Aber dies nur als obligatorische Randnotiz über die vorhandenen Hintergrundinformationen. Zurück zum Espresso.
Espresso: Die Mailänder Art der Kaffeezubereitung – Besonderheiten und Etymologie
Der Espresso gilt heute als die häufigste Art der Kaffeezubereitung in den südeuropäischen Ländern. Hier sind vor allem Frankreich, Italien, Portugal und Spanien zu nennen.
Insofern verwundert es auch nicht, dass der Espresso ursprünglich aus dieser Region, konkret der italienischen Metropole Mailand stammt. Dabei bezeichnet der Espresso im Wesentlichen eine Form der Kaffeezubereitung, bei der ein stark konzentrierter Kaffee durch die Pressung von heißem Wasser mit hohem Druck durch fein gemahlenes Kaffeepulver aus dunkel gerösteten Bohnen gewonnen wird.
Zwar ist die Annahme, dass sich der Name von der schnellen Zubereitungsart (express) bzw. der Rolle des hohen Drucks (lat. exprimere – dt. etwas ausdrücken) immer noch relativ weit verbreitet, aus etymologischer Sicht aber schlichtweg falsch. Vielmehr leitet sich der Begriff Espresso vom Italienischen espressivo ab, welches ein explizit für einen Gast zubereitetes Gericht bezeichnet.
Im Vergleich zum klassischen Filterkaffee ist der Espresso aufgrund seiner höheren Koffein-Konzentration geschmacklich bitterer. Weiterhin charakteristisch für den Espresso sind zwei Aspekte: Zum einen die sogenannte Crema, eine dichte, zumeist haselnussbraune Schaumschicht, die wesentlich zum Geschmack beiträgt und zum anderen der Verzehr in kleinen, dickwandigen Tassen (Fassungsvermögen ca. 40 ml). Ob gesüßt oder ungesüßt bzw. mit einem Glas stillem (Leitungs-)Wasser bleibt dem Espresso-Trinker überlassen.
Nur Milch als Zugabe ist bei einem klassischen Espresso verpönt. Und das zum Glück nicht nur im November. ;)

In diesem Sinne: Wohl bekommt es und Euch allen einen tollen National Espresso Day. Egal ob in den Vereinigten Staaten, in Italien oder sonst wo auf der Welt. :)
Weitere Informationen zum nationalen Espresso-Tag in den Vereinigten Staaten
- Kalendereintrag zum 23. November als US-amerikanischer National Espresso Day auf anydayguide.com (englisch)
- Beitrag zum US-amerikanischen National Espresso Day am 23. November auf holidayinsights.com (englisch)
- Entwicklung des Interesses im zeitlichen Verlauf für den Suchbegriff National Espresso Day in Google Trends über den Zeitraum 2004 bis 2019 (deutsch/englisch)
- Die frühste Version der Domain nationalespressoday.com in der archivierten Version der WaybackMachine vom 11. November 2013 (englisch)
- Der National Espresso Day am 23. November auf der Website des Grußkartenanbieters punchbowl.com – hier in der archivierten Version der WaybackMachine am 9. Oktober 2010 (englisch)
- John Bryan-Hopkins: November 24 – National Espresso Day – auf: foodimentary.com am 24. November 2012 (englisch)
- John-Bryan Hopkins: November 23rd is National Espresso Day! – auf: foodimentary.com am 23. November 2018 (englisch)
- Aliyah Armstrong: Here’s Why America Has So Many National Food Holidays – auf: sacurrent.com am 27. August 2019 (englisch)
- Doug Criss: Meet the people behind all those wacky holidays – auf: cnn.com am 26. Februar 2018 (englisch)
- Nicole Sazegar: Where Did National Food Days Even Come From? – auf: entitymag.com am 20. Juli 2017 (englisch)
- Monica Reynoso: Stir up Some History About Espressos for National Espresso Day – auf: entitymag.com am 30. August 2017 (englisch)
- Das KaffeeWiki über den Espresso (deutsch)