Der bundesweite Tag der Currywurst in Deutschland am 4. September

Jedes Jahr werden in Deutschland laut dem Berliner Currywurst Museum ca. 800 Millionen Currywürste verzehrt. Insofern ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass wir hierzulande den 4. September als bundesweiten Tag der Currywurst feiern. Weshalb das so ist und wieso man sich dabei für das heutige Datum entschieden hat, versucht der vorliegende Beitrag aus dem Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt zu erklären.

Currywurst mit Pommes Frites in einer weißen Pappschale, serviert auf einer grauen Tischoberfläche. Die Currywurst ist mit einer dunklen Soße bedeckt, die mit Curry gewürzt ist.
Zum Tag der Currywurst habe ich mir doch glatt mal eine klassische Currywurst mit Pommes gegönnt. :)

Wann ist Tag der Currywurst?

In Deutschland feiern wir den bundesweiten Tag der Currywurst immer am 4. September. Wurst-Fans sollten sich dementsprechend schon einmal die folgenden Wochentage für diesen kulinarischen Anlass im Kalender notieren:

JahrDatumWochentag
20254. SeptemberDonnerstag
20264. SeptemberFreitag
20274. SeptemberSamstag
20284. SeptemberMontag
20294. SeptemberDienstag
20304. SeptemberMittwoch
20314. SeptemberDonnerstag
20324. SeptemberSamstag
20334. SeptemberSonntag
20344. SeptemberMontag
20354. SeptemberDienstag

Wer hat den Ehrentag der Currywurst ins Leben gerufen?

Trotz ihrer bundesweiten Popularität der Wurst scheint so gut wie nichts über die Ursprünge bzw. Hintergründe des deutschen Ehrentags der Currywurst bekannt zu sein. So konnte ich im Zuge der Recherchen für den vorliegenden Beitrag weder einen möglichen Initiator noch das genaue Gründungsjahr herausfinden (siehe dazu auch den Beitrag zum Welt-Mettbrötchen-Tag am 14. Februar). Ein Verdachtsmoment lag bei den Machern des Deutschen Currywurst-Museums in Berlin. Das hat seit dem 21. Dezember 2018 allerdings dauerhaft seine Pforten geschlossen und insofern bleibt hier leider auch eine Antwort aus (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Nahaufnahme einer Currywurst mit dicker Soße und Pommes Frites, serviert in einer Pappschale. Die goldenen Pommes liegen neben der Currywurst, die mit einer pikanten Soße überzogen ist.
Tag der Currywurst. Kuriose Feiertage – 4. September © 2015 Sven Giese – Bild 2

Weshalb fällt der bundesweite Tag der Currywurst auf den 4. September?

Zumindest gibt es aber einen Hinweis darauf, warum die Wahl des Datums für den Tag der Currywurst auf den 4. September fällt. Und diese Entscheidung hat definitiv nichts mit dem parallel gefeierten US-amerikanischen Tag des Zeitungsausträgers (engl. Newspaper Carrier Day), dem Tag der Macadamianüsse (engl. National Macadamia Nut Day) oder dem Tag der Wildtiere (engl. National Wildlife Day) zu tun. Dies gilt auch für den Iss-mehr-als-ein-Dessert-Tag (engl. Eat an Extra Dessert Day), der ebenfalls auf den 4. September fällt.

Der Legende nach soll die Berliner Imbissbuden-Besitzerin Herta Heuwer (1913–1999) die Currywurst am 4. September 1949 im Stadtteil Charlottenburg erfunden haben. Und die Geschichte dazu geht so.

Da an diesem Tag wenig zu tun war, begann die 1913 in Königsberg geborene Heuwer in ihrer Imbissbude an der Ecke Kant-/Kaiser-Friedrich-Straße zu experimentieren. Sie mischte frisch geschnittenen Paprika, Paprikapulver, Worcestershiresauce, Tomatenmark und Gewürzen zu einer Soße, die sie über eine gebratene, gestückelte Brühwurst goss. Heuwer legte zeitlebens Wert auf die Feststellung, dass sie weder Ketchup noch Curry für ihre Rezeptur verwendet habe.

Aber wie dem auch sei: Dieses kulinarische Experiment soll die Geburtsstunde der uns heute bekannten Currywurst gewesen sein und liefert die Begründung für die Wahl des 4. September als Datum des Tags der Currywurst. Siehe dazu auch die thematisch verwandten Beiträge zum bundesweiten Tag der Weißwurst am 22. Februar und zum US-amerikanischen Tag der Bratwurst (engl. National Bratwurst Day) am 16. August.

Immerhin ließ sich Heuwer ihre Soße im Januar 1959 unter dem Namen „Chillup“ beim Münchner Patentamt als Marke registrieren (Patentnummer 721319), und gemäß dieser Lesart ist die Currywurst eine echte Berliner Erfindung.

An dieser Stelle gilt es aber eine entscheidende Einschränkung zu machen, denn Heuwer hatte nicht die Currywurst als solche patentieren, sondern lediglich den Markennamen für ihre Soße schützen lassen. Im Laufe der Zeit ist dieser kleine, aber feine Unterschied in der allgemeinen Wahrnehmung stark verwässert worden. Wobei die originalen Zutaten heute nicht mehr bekannt sind. Heuwer hatte 1978 angeblich alle schriftlichen Aufzeichnungen über die originale Rezeptur und die Zutaten vernichtet. So merkt die deutsche Historikerin Petra Foede in ihrem Buch Wie Bismark auf den Hering kam (2009) an, dass es eigentlich keinen triftigen Grund für diese Handlung gab. Immerhin hätte auch ein Tresor das Originalrezept vor neugierigen Blicken schützen können (ebd., Seite 50). Das Ergebnis bleibt aber gleich. Denn bis zu ihrem Tode am 3. Juli 1999 in Berlin hütete Heuwer dieses Geheimnis und nahm es schließlich mit ins Grab (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Wer hat die Currywurst erfunden?

Neben Herta Heuwer beanspruchen allerdings auch andere Städte bzw. Regionen die Urheberschaft der Currywurst für sich. So ist es, zumindest in Deutschland, eine beliebte Frage, wer die Currywurst tatsächlich erfunden hat. Schauen wir uns vor diesem Hintergrund die weiteren, dokumentierten Versionen des Currywurst-Ursprungs etwas genauer an.

Konnopke’s Imbiss – Max und Charlotte Konnopke bringen die Currywurst 1960 nach Berlin

Nur wenige Monate, nachdem Herta Heuwer ihre Chillup-Soße als Marke hat registrieren lassen, tauchte die Currywurst auch im Ostteil der Stadt auf. Konkret im Jahr 1960, in dem das ostberliner Ehepaar seine Imbissbude unter dem U-Bahn-Viadukt Schönhauser Allee im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg eröffnete. Tatsächlich existierte das Geschäft der Familie Konnopke aber schon seit dem 4. Oktober 1930. Zunächst noch als Bauchladen, der an der Ecke Schönhauser Allee/Danziger Straße. Ab 1947 dann als Wurstwagen und ab 1960 in der Imbissbude, die auch heute noch an ihrem ursprünglichen Standort zu finden ist (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Wie sind die Ostberliner dann aber – unabhängig von Herta Heuwer – zur Currywurst gekommen? Die Geschichte kursiert in verschiedenen Varianten, am wahrscheinlichsten ist aber folgende Version: Konnopkes Sohn arbeitete in den 1950er-Jahren im Westteil Berlins und berichtete seinem Vater von der Currywurst. Die Stadt war zu diesem Zeitpunkt zwar schon geteilt, jedoch stand die Mauer zu dieser Zeit noch nicht. Da echtes Ketchup in der damaligen DDR nicht zu bekommen war, musste eine Tube aus dem Westen als Vorlage dienen. Laut Aussagen von Waltraud Ziervogel, der Tochter der Konnopkes, versuchte die Familie mit Tomatenmark und Tomatenpüree, den Geschmack zu reproduzieren. Sehe dazu auch den Beitrag zum US-amerikanischen Ketchup-Tag (engl. National Ketchup Day) am 5. Juni.

So entstand die Konnopke-Mischung für die DDR-Variante der Currywurst. Beide Geschichten machen somit Berlin zur international bekannten Geburtsstätte der Currywurst.

Gedenktafel für Herta Heuwer, die Erfinderin der Currywurst, an der Stelle ihres ehemaligen Imbiss-Stands in Berlin. Die Inschrift ehrt ihre Erfindung der pikanten Chillup®-Sauce, die weltweit bekannt wurde.
Gedenktafel für Herta Heuwer an der Ecke Kant-/Kaiser-Friedrich-Straße in Berlin © 2021 Thomas Huntke

Currywurst im Hamburg des Jahres 1947 – der Schriftsteller Uwe Timm und seine Novelle Entdeckung der Currywurst

Laut dem deutschen Schriftsteller Uwe Timm und seiner 1993 veröffentlichten Novelle Die Entdeckung der Currywurst muss die Currywurst aus Hamburg stammen. Konkret auf die Figur der Lena Brückner, die laut dem Autor somit als Erfinderin der Currywurst zu sehen sei. Timm besteht darauf, dass der Text – trotz aller Fiktionalität – auf seinen eigenen Kindheitserinnerungen basiere und er 1947 persönlich eine Currywurst am Hamburger Großneumarkt verzehrt habe (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten). Allerdings „gesteht“ er später auch die winzige historische Authentizität dieser Aussage.

Immerhin liegt diese Zeitangabe zwei Jahre vor Herta Heuwer. Außer dieser subjektiven Erinnerung und dem literarischen Text gibt es aber keinen weiteren Beleg für diese Behauptung. Siehe dazu exemplarisch auch den Beitrag zum internationalen Wir-lieben-Memoiren-Tag (engl. We Love Memoirs Day) am 31. August.

Interessante Randnotiz an dieser Stelle: Tatsächlich entstand im Zuge der Veröffentlichung des Werks ein eigentlich nie ganz entschiedener Streit zwischen Uwe Timm und seinem Kollegen Gerd Rüdiger, der Herta Heuwers Geschichte in seinem Buch Currywurst. Ein anderer Führer durch Berlin (1995) beleuchtet. Die Presse betrachtete diesen vermeintlichen Streit als Marketinggag. 2003 erhielt die Geschichte dann allerdings eine gewisse Schärfe. Denn mit Bekanntgabe der Berliner Gedenktafel für Herta Heuwer kam erheblicher Gegenwind aus dem Norden der Republik, der primär durch eine, wohl nicht ganz ernst gemeinte Artikelserie der Hamburger Morgenpost, diese Ehrung als Anmaßung anprangerte. Flankiert wurde dies durch den damaligen Hamburger Innensenator Ronald Schill, der in Anlehnung an die Novelle von Uwe Timm eine Gedenktafel an einem Haus am Großneumarkt enthüllte (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten). Die Hamburger Plakette ist inzwischen nicht mehr vorhanden, während die Berliner Gedenktafel nach wie vor an ihrem Platz zu besichtigen ist (siehe das Foto oben).

Ludwig Dinslage und die Erfindung der Currywurst auf Schloss Bückeburg im Jahr 1946

Neben diesen beiden Versionen des Currywurst-Ursprungs tauchte 2018 dann noch eine dritte Variante auf. So ließ Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe in der Bild-Zeitung vermelden, dass die Currywurst auf das Jahr 1946 zurückginge. Konkret auf den Koch Ludwig Dinslage, der in den Nachkriegsjahren auf Schloss Bückeburg in Niedersachsen angestellt gewesen sei. Fürst zu Schaumburg-Lippe ließ es sich als Besitzer des Gebäudes nicht nehmen, folgende Geschichte als Beleg zu liefern: 1946 kamen britische Offiziere der Rheinarmee auf das Schloss. Aufgrund fehlender Vorräte sei der Koch zur Improvisation gezwungen gewesen und habe eine Soße aus Aprikosenmarmelade, Tomatenketchup, Curry und Salz kreiert. Mit Erfolg. Denn das Gericht sei hervorragend bei den britischen Gästen angekommen (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten). Bis auf die Aussagen in der Presse ist diese Geschichte aber nicht weiter belegt, sodass hier zumindest Zweifel angebracht sind.

Eine Pappschale mit einer Portion Currywurst mit dicker Soße und Pommes Frites auf einem Tisch. Die Pommes sind goldbraun frittiert und die Currywurst ist mit einer reichhaltigen Soße bedeckt.
Tag der Currywurst. Kuriose Feiertage – 4. September © 2015 Sven Giese – Bild 3

Fazit: Wer hat die Currywurst erfunden?

Nimmt man die vorhandenen Quellen zusammen, so spricht tatsächlich eine Menge für Herta Heuwer. Der Rest bleibt – bis zur Widerlegung – nur Spekulation oder touristisches Marketing. Immerhin bleibt aber die theoretische Möglichkeit bestehen, dass verschiedene Köche und Köchinnen parallel und unabhängig voneinander zu ähnlichen kulinarischen Ergebnissen gelangten. Trotzdem muss sich die überlieferte Geschichte ein paar kritische Nachfragen gefallen lassen. So weist wieder Petra Foede darauf hin, dass die Verwendung von in Deutschland eigentlich kaum verbreiteten Gewürzen in einer Berliner Imbissbude schon erstaunlich sei. Dies führe dann auch zu der Frage, wie die Wurst in Berlin vor dem Jahr 1949 serviert wurde (siehe ebd., Seite 50f.)?

Hinzu kommt, dass die beiden Hauptzutaten Curry und Ketchup auch schon vor dem Krieg in Deutschland bekannt waren. So finden sich entsprechende Erwähnungen bereits in dem 1929 erschienenen Nachschlagewerk Das Alphabet der Küche von Erich Urban. Insofern sind zumindest Zweifel angebracht, wenn die Nachrufe auf Herta Heuwer von einem geheimnisvollen Originalrezept sprechen. Die Zutaten waren alle bekannt. Wenngleich man konstatiert, dass Curry und Ketchup durch britische Soldaten und US-amerikanische GIs deutlich präsenter in der deutschen Nachkriegsküche wurden (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Festhalten lässt sich aber auch, dass die Currywurst und ihre Erfolgsgeschichte ein Kind der deutschen Nachkriegszeit sind.

Aber egal, wer sie letztlich erfunden hat, lecker ist sie auf jeden Fall. Und passend dazu habe ich mir heute am Duisburger Hbf auch erst mal eine Currywurst mit Pommes (siehe dazu auch den US-amerikanischen Pommes-Tag (engl. National French Fry Day) am 13. Juli) gegönnt. An dieser Stelle auch nochmals vielen lieben Dank an meinen alten Freund Thomas Huntke, der mir das Bild von der Berliner Gedenkplakette für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt hat. :)

In diesem Sinne: Guten Appetit und Euch allen einen tollen Tag der Currywurst.

Egal, ob in Berlin, im Ruhrgebiet oder sonst wo auf der Welt. :)

Weitere Informationen und Quellen zum Tag der Currywurst

Kategorien Kulinarische Kuriositäten, September Schlagwörter 4. September

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