Bücher, Lesen und kuriose Feiertage aus aller Welt mit literarischem Bezug scheinen im vorliegenden Kontext ja irgendwie immer zu gehen. So auch am 9. August, den unsere transatlantischen Nachbarn in den USA u.a. auch als Tag der Buchliebhaber (engl. National Book Lovers Day oder häufig auch nur kurz: Book Lovers Day) feiern. Grund genug, diesen Anlass mit in die Sammlung der kuriosen Welttage aufzunehmen und seine Geschichte im vorliegenden Beitrag zu erzählen. Um was geht es bei diesem nationalen Ehrentag der Bücherfreunde und Leseratten?

Inhaltsverzeichnis
- 1 Wann ist Tag der Buchliebhaber?
- 2 Wer hat den National Book Lovers Day ins Leben gerufen?
- 3 Weshalb fällt der Ehrentag der Buchliebhaber auf den 9. August?
- 4 Book Lovers Day: Ein Feiertag für Bücher und Leseratten
- 4.1 Fünf Bücher zum Book Lovers Day 2022
- 4.2 Das große Lesen in Coronazeiten geht weiter: Leseempfehlungen zum Book Lovers Day 2021
- 4.3 Lektüretipps aus der Coronazeit: Book Lovers Day 2020
- 4.4 Der Trend geht zum Zweitbuch. Buchempfehlungen zum Book Lovers Day 2019
- 4.5 Leseratten-Futter zum Tag der Buchliebhaber 2018
- 4.6 Buchliebhaber aufgepasst – Buchtipps für den Book Lovers Day 2017
- 4.7 Buchempfehlungen zum amerikanischen Book Lovers Day 2016
- 4.8 Buchempfehlungen zum Tag der Buchliebhaber 2015
- 4.9 Fünf Bücher für die einsame Insel – Buchempfehlungen 2014
- 5 Weitere Informationen und Quellen zum US-amerikanischen Tag der Buchliebhaber am 9. August
Wann ist Tag der Buchliebhaber?
Die USA feiern ihren nationalen Tag der Buchliebhaber (engl. National Book Lovers Day) jedes Jahr am 9. August.
Wer hat den National Book Lovers Day ins Leben gerufen?
Wie bei so vielen anderen US-amerikanischen Beiträgen im Kalender der literarischen Feiertage gilt leider auch im Falle des National Book Lovers Day, dass so gut wie nichts über seine Ursprünge bzw. Hintergründe bekannt zu sein scheint. So konnte ich im Zuge der Recherchen für den vorliegenden Beitrag weder konkrete Angaben zu einem möglichen Initiator noch dem genauen Gründungsjahr herausfinden. Weiterhin scheint auch nicht ganz klar, ob es sich bei diesem bibliophilen Aktionstag um einen Anlass aus den Vereinigten Staaten (National Book Lovers Day) oder tatsächlich um eine internationale Veranstaltung (International Book Lovers Day) handelt. Beide Varianten finden sich in den vorliegenden Quellen (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).
Weshalb fällt der Ehrentag der Buchliebhaber auf den 9. August?
Diese Unklarheit setzt sich auch mit Blick auf das gewählte Datum fort. Denn weshalb sich die unbekannten Initiatoren dieses Ehrentags der Buchliebhaber hier den 9. August als Termin ausgesucht haben, scheint nicht näher begründet. Erschwerend hinzukommt, dass einige Quellen diesen kuriosen Buch-Feiertag als beweglichen Termin am jeweils ersten Samstag im November listen. Wobei diese Variante rein quantitativ in der Unterzahl ist (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).
Ob es darüber hinaus eine inhaltliche Verbindung zum ebenfalls am 9. August begangenen US-amerikanischen Tag des Milchreis (engl. National Rice Pudding Day), dem Internationalen Ehrentag der Kunst (engl. International Art Appreciation Day) oder dem US-amerikanischen Tag des Vizepräsidenten (engl. National Veep Day) gibt, vermag ich vor diesem Hintergrund nicht zu sagen.
Wie dem auch sei, der heutige Anlass reiht sich ganz wunderbar in die Liste kurioser Feier- und Aktionstage mit einem bibliophilen Hintergrund. Exemplarisch sei dazu auf die folgenden literarischen Termine verwiesen:
- den Indiebookday am dritten Samstag im März,
- den Internationalen Kinderbuchtag am 2. April,
- den Tag des Tagebuchs am 12. Juni,
- den Bloomsday am 16. Juni,
- den Taschenbuch-Tag (engl. National Paperback Book Day) am 30. Juli,
- den Lies-ein-Buch-Tag (engl. National Read a Book Day) am 6. September oder
- den Tag der Bibliotheken am 24. Oktober.
Book Lovers Day: Ein Feiertag für Bücher und Leseratten
Nun, was ein Buch ist und dass das Lesen eine der ältesten – und meiner Meinung nach wichtigsten – menschlichen Kulturtechniken darstellt, dürfte allgemein bekannt sein. ;) Etwas erstaunt war ich in diesem Zusammenhang allerdings, dass es laut der UNESCO sogar eine ziemlich genaue Definition darüber gibt, was ein Buch ausmacht.
So findet sich im Rahmen der Recommendation concerning the International Standardization of Statistics Relating to Book Production and Periodicals von 1964 die Festlegung, dass Bücher nichtperiodische Publikationen sind, die einen Mindestumfang von 49 Seiten aufweisen müssen, um im Rahmen der statistischen Erhebung als Buch erfasst werden zu können (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten). Dies aber nur als Randbemerkung, denn wesentlich geht es beim US-amerikanischen Book Lovers Day darum, den heutigen 9. August dazu zu nutzen, um eines seiner Lieblingsbücher oder eine Neuentdeckung zur Hand zu nehmen.
Insofern können wir an dieser Stelle auf jeden Fall festhalten: Egal ob Sachbuch, Roman oder eine philosophische Abhandlung, es gibt nichts Besseres als ein gutes Buch, um sich für eine Weile aus der Welt auszuklinken. In diesem Sinne anbei meine ganz persönlichen Top5-Empfehlungen des Lesejahres seit 2015 und die Liste fünf Bücher für die einsame Insel aus 2014.
Fünf Bücher zum Book Lovers Day 2022
Meine Leseempfehlungen zum Book Lovers Day 2022, wobei mir in diesem Jahr auffällt, dass keine Autorin dabei ist. Dies ist aber reiner Zufall. Auf dem Stapel der ungelesenen Bücher gibt es noch reichlich Nachschub. Ich bin nur noch nicht dazu gekommen. :)
- Eduardo Lago: Brooklyn soll mein Name sein (2021). Eine schattige Bar in den Docks von Brooklyn, bevölkert von einer Ansammlung seltsamer Gestalten, Seeleute, Einwanderer, Ausgestoßene, die alle an diesem Ort Zuflucht vor der Welt suchen. Im Zentrum: der Schriftsteller Gal Ackerman und sein Traum, mit dem Roman seines Lebens eine einzige Leserin zu erreichen: Nadja Orlov, seine große Liebe aus Kindheitstagen. Soweit der grobe Rahmen. Die Story erzählt Eduardo Largo episodisch und auf den ersten Blick nicht zusammenhängend. Erst im Verlaufe der Lektüre beginnt sich ein Gesamtbild abzuzeichnen. Das fordert den Leser, wirkt aber niemals angestrengt. Dank des (umfangreichen) Personenverzeichnisses und einer Ereignischronologie, die der Autor dem Roman nachträglich hinzugefügt hat, behält man den Überblick. „Brooklyn soll mein Name sein“ ist eine spannende, anspruchsvolle, poetische Geschichte aus New York, die sich über mehrere Generationen (und Länder) erstreckt. Unbedingt lesen!
- Christoph Peters: Tage in Tokio (2021). Kein Reisebericht im eigentlichen Sinne, aber eine wunderbare Liebeserklärung des deutschen Autors an Japan. Peters unternimmt anhand seines Reisetagebuchs den Versuch, sich dem unbekannten und zugleich faszinierenden Land zu näheren, berichtet aber zugleich auch davon, was diese Annäherung über ihn selbst erzählt. Die Pointe des Textes ergibt sich hauptsächlich durch den Umstand, dass Peters, der mehrere Romane über Japan geschrieben und die japanische Kultur erforscht hat, zum Zeitpunkt der beschriebenen Reise noch nie in Japan gewesen ist. Ein toller Text. Nicht nur für Japan-Fans.
- Michele Mari: Alles Eisen des Eiffelturms (2022). Eine magische Tour de Force durch das Europa im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die Protagonisten, Walter Benjamin und Marc Bloch führen uns dabei durch die Stadt der Liebe– Paris. Mit viel Wissen und Sinn für Humor gelingt es Mari, Fiktion und Fakten zu vermischen und dem Leser dadurch einen neuen Blick auf europäische Kultur zu ermöglichen. Manchmal übertreibt es der Text mit seinen Querverweisen, aber das ändert nicht an der Großartigkeit dieser magischen Enzyklopädie unseres vergangenen Jahrhunderts. Zum Glück für alle Liebhaber der anspruchsvollen Literatur hat die edition fototapeta das auf Deutsch eigentlich vergriffene Buch wieder neu aufgelegt. Zugreifen und mitreisen.
- Sebastian Moll: Lesereise New York. Stories aus einer Stadt im Umbruch (2022). Der deutsche Journalist lebt seit vielen Jahren selbst in New York und hat zahlreiche Reportagen über das Leben im Big Apple und seiner Bewohner publiziert. Der vorliegende kleine Band versammelt einige dieser Geschichten. Ein tolles Buch für New-York-Fans. Hier schreibt ein Autor, der seinen Stoff kennt. Immer reflektiert und unterhaltsam, mit einem gesunden kritischen Blick auf die Stadt, die niemals schläft. Ausdrücklich kein Reiseführer, aber eine Einladung, sich mit New York zu beschäftigten. Klare Empfehlung. Wer neugierig geworden ist, sollte sich auch mal Molls Podcast Manhattan Transfer anhören. Hier tauchen einige Geschichten und Personen des Buches auch nochmals in Audio-Form auf.
- Eliot Weinberger: Die Sterne (2021). Das Langgedicht „The Stars“ zählt mit einigem Recht als einer der schönsten Texte des US-amerikanischen Universalgelehrten. Weinberger unternimmt einen Blick in den Sternenhimmel und geht den verschiedenen Antworten, was die Sterne denn nun sind, in diesem Text nach. Mythen und Naturwissenschaften stehen hier gleichberechtigt nebeneinander und eröffnen einen neuen kosmologischen Blick. Der Text ist im Original schon vor einigen Jahren erschienen, wurde vom Berenberg Verlag aber in einem wunderbaren kleinen zweisprachigen Band (deutsch + englisch) neu herausgegeben. Weinberger sollte man immer lesen. Dieses poetische Loblied an die Sterne aber auf jeden Fall.
Das große Lesen in Coronazeiten geht weiter: Leseempfehlungen zum Book Lovers Day 2021
Man gewöhnt sich an viele Sachen und mit der dritten Welle der Coronapandemie kam dann auch die Lust zu lesen wieder zurück. Folgende Leseempfehlungen zum Book Lovers Day 2021:
- Jamie Attenberg: Ist alles deins! (2021). Die US-amerikanische Autorin hatte ich schon im Rahmen der Buchtipps zum Book Lovers Day 2020 vorgestellt. Auch ihr neuer Roman ist eine klare Empfehlung. Dieses Mal erzählt sie eine ziemliche düstere Familiengeschichte, in deren multiperspektivisch erzähltem Verlauf sich die tiefen Abgründe der Figuren im Verhältnis zu sich selbst und untereinander auftun. So richtig sympathisch findet man im Verlauf der Lektüre eigentlich niemanden mehr. Trotzdem bleibt man dran und möchte wissen, wie die Geschichte am Schluss ausgeht.
- Mirko Bonné: Seeland Schneeland (2021). Der Titel hält, was er verspricht, denn in dieser Mischung aus großem Abenteuerroman und Liebesgeschichte herrscht konstant schlechtes Wetter. Abgesehen davon ist dies aber eine meisterhafte Erzählung, die poetisch das Thema Sehnsucht und Aufbruch in den Kontext des Jahres 1921 stellt. Definitiv eines der besten Bücher, das ich in den letzten Monaten gelesen habe.
- Robin Robertson: Wie man langsamer verliert (2021). Ein Film Noire in Buchform, der die Geschichte des amerikanischen Traums und seines Scheiterns nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs am Beispiel des Veteranen Walker erzählt. In seiner Struktur pendelt das Werk zwischen Versform und Erzählung, zeichnet auf diese Weise aber ein ziemlich düsteres Bild der Vereinigten Staaten. Vieles von der Zerrissenheit findet sich auch mit Blick auf die Situation im 21. Jahrhundert wieder. Nur, dass Robertson mit dem Jazz der 1940er und 1950er-Jahre den deutlich besseren Soundtrack hat. Tolles Buch.
- Sylvia Townsend Warner: Lolly Willowes. Eine Frau wagt die Unabhängigkeit oder Der liebevolle Jägersmann (2021). Der ursprünglich 1926 erschienene Debütroman der britischen Autorin liegt nun in einer modernen deutschen Übersetzung vor. Ob es sich dabei tatsächlich um einen Klassiker der feministischen Literatur handelt, sollen andere beurteilen. Es ist auf jeden Fall ein humorvolles Freiheitsplädoyer für alleinstehende Frauen, der sich neben einem bissigen ironischen Unterton hauptsächlich durch eine starke Protagonistin und wunderbare Landschaftsbeschreibungen auszeichnet. Ein großes Lesevergnügen in toller Aufmachung.
- Iris Wolff: Die Unschärfe der Welt (2020). Die Autorin erzählt die Geschichte von vier Generationen einer Familie aus dem Banat und deren verschiedenen Neuanfängen. Die Autorin verwebt schwere Themen wie Freundschaft, Hoffnung und Erinnerung mit einer sprachlichen Leichtigkeit, die einen förmlich in die Geschichte(n) hineinschweben lässt. Fantastisches Buch, das völlig zurecht inzwischen auch mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde.
Lektüretipps aus der Coronazeit: Book Lovers Day 2020
Das Lesejahr 2020 war bisher ziemlich seltsam. Denn auch wenn ich durch den Lockdown des Frühjahres zumindest theoretisch mehr Zeit zum Lesen gehabt hätte, habe ich seltener zum Buch gegriffen, als wenn ich normal zur Arbeit gependelt wäre. Die Zeit im Zug war eigentlich immer fest dem guten Buch zur frühen oder späten Stunde vorbehalten. Das fiel nun für einige Wochen komplett weg und wenn ich ehrlich bin, habe ich mehr Nachrichten geschaut/gehört, als zu lesen. Aber so ganz ohne Buch geht natürlich nicht. Deshalb auch für 2020 einige Buchempfehlungen:
- Jami Attenberg: Nicht mein Ding (2020): Im Kern die Geschichte einer 39-jährigen, kinderlosen Singlefrau in New York, die dem Leser – trotz aller Tragik – viel über Haltung, Selbstachtung und Widerstandsfähigkeit angesichts der Tücken des Alltags vermittelt. Ich habe große Sympathien für die Protagonistin Andrea entwickelt, da sich mich an vielen Stellen an eine enge Freundin erinnert.
- Dietmar Dath: Niegeschichte. Science Fiction als Kunst- und Denkmaschine (2019): Science Fiction ist tot? Von wegen. Dietmar Dath hat mit seiner knapp 1000-seitigen Theoriegeschichte des Genres ein Standardwerk verfasst. Muss man mögen, ist aber – auch mit Blick auf theoretische Implikationen – eine sehr lehrreiche Lektüre. Auch aufgrund des Umfangs aber definitiv ein Beitrag aus der Kategorie schwere Kost. ;)
- Hari Kunzu: Götter ohne Menschen (2020). Wüste, UFO-Anhänger und mehrere dramatische Familiengeschichten bzw. Einzelschicksale. Der Brite Hari Kunzru lässt in seinem aktuellen Roman verschiedene Zeitebenen und Perspektiven an einem fiktiven Schauplatz in der kalifornischen Mojave-Wüste zusammenlaufen. Spannende und mitreißende Erzählung, die endlich auch auf Deutsch vorliegt.
- Benjamin Labatut: Das Blinde Licht. Irrfahrten der Wissenschaft (2020). Was haben die Namen Werner Heisenberg, Erwin Schrödinger, Alexander Grothendieck und Fritz Haber gemeinsam? Alle vier waren Wissenschaftler, deren (theoretische) Entdeckungen die Welt des 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt haben. Nicht immer zum Vorteil der Menschheit. Benjamin Labatut erzählt in vier kurzen, teils faktischen, teils fiktionalen Geschichten bzw. Portraits dieser Männer, was passiert, wenn die Grenzen unseres Wissens bzw. des menschlichen Verstandes überschritten werden. Definitiv eines meiner Lektüre-Highlights des Jahres. Unbedingt lesen.
- Jill Lepore: Diese Wahrheiten. Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika (2019). Noch so ein Wälzer. Auf knapp 1100 Seiten liefert die US-amerikanische Historikerin Jill Lepore eine beeindruckende Studie der Geschichte ihres Heimatlandes von den Anfängen bis in die Gegenwart. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit birgt das Werk einen theoretischen Clou in seiner Kernthese. Denn Lepore geht davon aus, dass die aktuell explizit herausgestellte gesellschaftliche Polarisierung keineswegs ein Phänomen der letzten Jahre ist, sondern das Land der unbegrenzten Möglichkeiten von Anbeginn in seiner politischen Struktur begleitet. Auch hier gilt: keine leichte Kost, aber definitiv eine lehrreiche Lektüre mit hohem Erkenntnisgewinn.
Der Trend geht zum Zweitbuch. Buchempfehlungen zum Book Lovers Day 2019
Auch anlässlich des Book Lovers Day 2019 gibt es wieder eine Liste mit fünf Buchempfehlungen, die ich bis dato gelesen habe:
- Tadeusz Dąbrowski: Eine Liebe in New York (2019). Wer bei diesem mit 144 Seiten nur sehr dünnen Band ausschließlich nach dem Titel geht, dürfte schnell einen falschen Eindruck bekommen. Zwar spielen die Liebe und die Metropole New York hier eine nicht unwesentliche Rolle, trotzdem ist dies kein Kitschroman. Dąbrowski erzählt in poetischer Sprache von einer zufälligen Begegnung zweier Menschen, die sich zumindest zeitweise finden und doch nicht zueinander kommen. Eine Geschichte wie im Rausch. Unbedingt lesen.
- A.G. Lombardo: Graffiti Palast (2019). Der Debüt-Roman des US-amerikanischen Autors erzählt eine moderne Odyssee durch das von Rassenunruhen geprägte Los Angeles des Sommers 1965. Lombardo lässt seinen Protagonisten Americo Monk als Semiotiker und Stadtforscher durch die Gettos von LA streifen, der auf der Suche nach Graffitis die Geschichte einer Stadt in Revolte hautnah erlebt. Gesellschaftskritik, Bürgerbewegung, Mythologie, Popkultur und urbane Legenden verschmelzen zu einem fantastischen Werk, dessen sprachlicher Rhythmus den Leser in seinen Bann zieht. Ein tolles Buch. Definitiv eines meiner Lese-Highlights im Jahr 2019.
- Michaela Karl: „Ich würde so etwas nie ohne Lippenstift lesen.“: Maeve Brennan. Eine Biographie (2019). Die gebürtige Irin Maeve Brennan war in den 1950/1960er-Jahren einer der Stars des Magazins New Yorker und Mode-Ikone dieser Zeit: Das Kleine Schwarze, Perlenkette, High Heels und Beehive-Frisur sollen auch das Vorbild für die weltberühmte Figur der Holly Golightly in Truman Capotes Breakfast at Tiffany’s gewesen sein. Michaela Karl schreibt in dieser bemerkenswerten Biografie die Lebensgeschichte einer schillernden Persönlichkeit, für die Glamour, hartes Trinken, eine hohe Arbeitsmoral und eine große Portion Extravaganz immer zusammengehörten. Umso tragischer dann, dass sie schwer krank, vereinsamt und verwirrt in New York verstarb. Im Zuge dieser Biografie solltet Ihr unbedingt auch ein Blick auf die Originaltexte von Maeve Brennan werfen, die 2019 in zwei wunderbaren Sammelbänden im Steidl-Verlag erschienen sind. In der Kombination eine Leseempfehlung. Nicht nur für Fans der Metropole New York.
Leseratten-Futter zum Tag der Buchliebhaber 2018
Neues Jahr, neue Bücher. Selbstredend gibt es anlässlich der National Book Lovers Day auch 2018 wieder eine kleine Liste mit Futter für die Leseratten unter Euch.
- Felictas Hoppe: Prawda. Eine amerikanische Reise (2018). Wenn sich eine deutsche Büchner-Preisträgerin auf die Fährte einer Amerika-Reise zweier russischer Schriftsteller aus dem Jahr 1935 begibt und dies in einen Roman packt, ist dies allein schon bemerkenswert. Wenn wie im vorliegenden Fall dann auch noch so wunderbares Buch wie der literarische Reisebericht von Felicitas Hoppe herauskommt, verdient es die Aufnahme in die Empfehlungen meiner (bisherigen) Lektüre-Highlights des Jahres. Ich muss gestehen, dass ich die Autorin bis zum Erscheinen dieses Buches kaum auf dem Schirm hatte, umso besser, wenn es in Folge einer solchen Empfehlung gleich ein ganzes Werk zu entdecken gibt. In Anlehnung an diesen Reisebericht: Notiert Euch in Eure Notizbücher: Lest Prawda und begebt Euch auf eine zehntausend Meilen Reise durch ein fantastisch unbekanntes Amerika. Unbedingt lesen.
- Ilja Ilf und Jewgeni Petrow: Das eingeschossige Amerika (2014). Die Vorlage für das zuvor genannte Prawda von Felicitas Hoppe. Die beiden russischen Autoren begeben sich für einen Reportage-Auftrag der Zeitung Prawda im Jahr 1935 in die Vereinigten Staaten. Im Zuge ihrer Rundreise von der Ost- zur Westküste der USA und wieder zurück berichten sie erstaunliches aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Und dies zu einer Zeit, in dem sich beide Länder wesentlich näher standen, als es die politischen Entwicklungen der Folgejahrzehnte aus heutiger Perspektive erahnen lassen. Ganz wunderbar mit ergänzendem Textmaterial wie Briefen der Autoren, Lesermeinungen usw. als Nachdruck 2014 in der Anderen Bibliothek nochmals aufgelegt. Selbstredend gibt es auch ein Vorwort von Frau Hoppe und die Verbindung der beiden Lektüren macht m.M. den eigentlichen Reiz aus. Nicht nur für Amerika-Fans eine klare Empfehlung.
- John Fante: 1933 war ein schlimmes Jahr (2017). Fante gilt in den USA als einer der großen West-Coast-Autoren des 20. Jahrhunderts. Sein Werk war hierzulande für lange Zeit allerdings eher unbekannt. Der Aufbau-Verlag hat sich der Sache im letzten Jahr angenommen und viele Werke von Alex Capus ins Deutsche übersetzen lassen. Eine sehr persönliche Geschichte über das Erwachsenwerden in der Zeit der großen Depression. Tolles Buch, welches Lust auf weitere Texte des Autors macht.
- Jacqueline Woodson: Ein anderes Brooklyn (2018). Und weiter geht die Reise durch die Vereinigten Staaten. Dieses Mal führt uns der Weg nach Brooklyn, genauer gesagt ins Bushwick der 1970er-Jahre. Woodson ist in den USA vor allem als Jugendbuchautorin bekannt, legt mit dem vorliegenden Werk aber einen biografisch geprägten Roman über das Aufwachsen, die Freundschaft und das Erinnern in einem sozialen Brennpunkt vor. Erzählt als fragmentarische Episoden und Erinnerungsfetzen, die sich erst am Schluss der Geschichte zu einem Ganzen zusammenfügen. Lesenswert.
- Jakob Hein: Die Orient-Mission des Leutnant Stern (2018). Zum Schluss noch ein Abstecher in die heimischen Gefilde, wo ich dieses Jahr diesen Roman entdeckt hat. Getarnt als historischer Roman zur Zeit des Ersten Weltkriegs, erweist sich Jakob Heins relativ kurzer Text über die Orient-Mission des deutschen Leutnants Edgar Stern als bitterböse Satire, die mit scharfem Witz die Abgründe und den Irrsinn menschlichen Handelns in Kriegszeiten kommentiert. Orientiert an einer wahren Begebenheit berichtet der Autor, wie das Deutsche Reich versucht, die Muslime dieser Welt durch eine Zirkustruppe auf seine Seite zu ziehen. Ein Geheimtipp, der Lust auf mehr macht.
Buchliebhaber aufgepasst – Buchtipps für den Book Lovers Day 2017
Was wäre der heutige 9. August ohne eine neue Liste mit entsprechenden Lektüre-Empfehlungen? Richtig, gar nichts. ;) Dementsprechend gibt es natürlich auch 2017 wieder eine kleine, aber feine Auswahl mit Buchtipps zum Book Lovers Day. Dieses Jahr im Programm:

- Georg Baselitz und Alexander Kluge: Weltverändernder Zorn: Nachricht von den Gegenfüßlern (2017). Ich kann es nicht oft wiederholen. Alexander Kluge ist einer der ganz großen Autoren und Intellektuellen, den Deutschland noch hat. Auch mit 85 Jahren publiziert der Filmemacher, Fernsehproduzent, Schriftsteller und Drehbuchautor immer noch regelmäßig. Und wird immer besser. Normalerweise sorgt ein neuer Kluge auch für ein entsprechendes mediales Echo, das neueste Werk, eine Kooperation mit dem Maler Georg Baselitz, scheint aber etwas unter dem Radar zu laufen. Grund genug, das mit diesem Buchtipp zu ändern. Unbedingt mal hereinschauen, denn hier sind zwei wahre Altmeister am Werk, die hinreichend erklären, weshalb es sich lohnen kann, japanische Gespenster zu schützen. Denn gute Geister können in modernen Zeiten sehr nützlich sein.
- Rivka Galchen: Amerikanische Erfindungen (2016). Die kanadisch-amerikanische Autorin hat mit ihrem Erstlingswerk Atmosphärische Störungen (2011) auf sich aufmerksam gemacht. Danach kam aber eine ganze Weile zunächst nichts. Zumindest auf Deutsch. Die vorliegende Kurzgeschichten-Sammlung beendete dieses Schweigen und verschafft dem in Deutschland leider immer noch leicht verpönten Genre der Kurzgeschichte einen sehr lesenswerten und fantasiereichen Auftritt. Quintessenz dieser Geschichten: Man kann und sollte der eigenen Wahrnehmung niemals trauen.
- Paul Auster: 4321 (2017). Das Opus Magnum eines der großen Autoren bzw. Klassiker der Postmoderne. Trotz aller erzählerischen Finessen und literarischen Experimente ist Auster meiner Meinung aber immer dann am besten, wenn er eine Geschichte erzählt. Und das gelingt ihm auf vorliegenden 1264 Seiten ganz hervorragend. Nach oder während der Lektüre dieses Romans unbedingt auch mal einen näheren Blick auf Austers autobiografische Schriften der letzten Jahre werfen. Ein Meisterwerk, dem hoffentlich noch einige weitere folgen werden.
- Gilles Clément: Die Weisheit des Gärtners (2017). Ich habe ja ein Faible für Gärten bzw. Gartenarbeit. Denn ein Garten ist nicht nur ein Schutzort für die Pflanzen und Boden, sondern auch für Ideen. Und die Natur und ihre Bewohner stören sich nicht wirklich an vermeintlichen Grenzen des Gartenzauns. Die vorliegende Textsammlung ist in der Summe eine ganz wunderbare Meditation über einen solchen Ort und die Herausforderungen, die er an einen (angehenden) Gärtner stellt. Lesen.
- Elliot Weinberger und Shane Cotton: Vogelgeister (2014). Die Zusammenarbeit zwischen dem US-amerikanischen Essayisten und dem Maori-Künstler Cotton erscheint formal zunächst als Gedicht bzw. Lyrik, erweist sich in der Kombination aus Wort und Bilden aber viel mehr als fast klassischer Essay, der als Anrufung der alten Vogelnamen und Schöpfungsmythen der Maori die Schönheit der Schöpfung feiert. Ein ganz wunderbarer Band, den der kleine Verlag der Kölner Buchhandlung Klaus Bittner als zweisprachige Ausgabe herausgebracht hat. Achtung: Im September 2017 erscheint ein gleichnamiger Essayband von Weinberger im Berenberg-Verlag, der wohl auch den vorliegenden Text enthalten wird, ansonsten aber als eigenständige und deutlich umfangreiche Publikation gilt. Daher: Unbedingt einen Blick in den Text werfen und sich auch die neue Textsammlung vormerken. Weinberger ist ein Großmeister der Sprache und der Übersetzung.
Buchempfehlungen zum amerikanischen Book Lovers Day 2016
Ich gebe offen zu, dass ich über das Jahr gesehen eine ganze Menge an Büchern regelrecht verschlinge. Dank dem morgendlichen und abendlichen Berufspendeln zwischen Bonn und Köln gibt es dafür aber auch genügend Zeit. Nachdem ich in den letzten beiden Jahren bereits einige Empfehlungen gegeben habe, gibt es natürlich auch 2016 wieder eine ganze Reihe an interessanten Publikationen:

- Bettina Stangneth: Böses Denken (2016). Man kann sich ja grundsätzlich nicht des Eindrucks erwehren, dass in schwierigen Zeiten das Interesse an der Philosophie stark zunimmt. Eine vor diesem Hintergrund sehr lohnende Lektüre stellt das Buch der deutschen Philosophin Bettine Stangneth dar, die sich über Kant und Hanna Arendt dem Problem des Bösen nähert. Kernthese: Böse kann man auch unter Berufung der Vernunft sein und gerade deshalb ist die Philosophie hier gefordert. Danach auch unbedingt einen Blick in die Originaltexte werfen.
- Elmar Schenkel: Keplers Dämon. Begegnungen zwischen Literatur, Traum und Wissenschaft (2016). Wer sich für die Verbindungen und Querverweise zwischen den im Titel genannten Bereich interessiert, sollte zu dieser ganz wunderbaren Literaturgeschichte greifen. Man staunt immer wieder, wie vielfältig die diesbezüglichen Verflechtungen sind. Eine wahre Fundgrube für Verweise. :)
- Patti Smith: M Train (2015). Patti Smith gilt völlig zu Recht als Ikone. Und nach dem großen Erfolg ihres autobiografischen Kids, nun die Fortsetzung. Meiner Meinung nicht ganz so gut wie der Vorgänger, aber mit einigen fantastischen Passagen. Vor allem Smiths Empathie scheint grenzenlos zu sein. Falls möglich, unbedingt einen Blick in das englische Original werfen.
- Joachim Kalka: Der Mond (2016). Eigentlich müsste ich sagen: Wer gute Bücher schätzt, kann blind zu jedem im Berenberg Verlag publizierten Werk greifen. Und erst recht, wenn es von Joachim Kalka stammt. Dieses Mal widmet er sich in einem literarischen Essay dem viel besungenen Topos des Mondes. Ergänzt sich übrigens ganz wunderbar mit dem oben genannten Buch von Elmar Schenkel.
- Thomas Kunkel: Man in Profile. Joseph Mitchell of The New Yorker (2015). Joseph Mitchell gilt als eine der Ikonen des US-amerikanischen Journalismus im 20. Jahrhundert. Zugleich ist kaum etwas über ihn und den plötzlichen Stopp seines schriftlichen Outputs bekannt. Thomas Kunkel begibt in dieser ersten Mitchell-Biografie auf Spurensuche. Derzeit leider nur auf Englisch verfügbar. Unbedingt aber auch mal nach den Textsammlungen von Mitchell schauen. Die liegen inzwischen und zum Glück auch auf Deutsch vor.
Buchempfehlungen zum Tag der Buchliebhaber 2015
Nachdem ich im letzten Jahr an dieser Stelle bereits meine Top-5-Liste der Bücher für die einsame Insel publiziert habe, gibt es heute einige aktuelle Empfehlungen für 2015:

- Jürgen Goldstein: Georg Forster: Zwischen Freiheit und Naturgewalt (2015): Johann Georg Adam Forster (1754 – 1794), seines Zeichens Naturforscher, Ethnologe, Weltreisender, Reiseschriftsteller und Revolutionär, dürfte den meisten Leuten kein Begriff sein. Und das ist bedauerlich. Denn Forster hat dank seiner Aufzeichnungen über die Weltumseglungen mit James Cook ein großartiges Werk geschaffen, das im Rahmen der Aufklärung eine eigenständige Position einnimmt. Ohne seine Reflektionen über die Natur wäre z.B. das Denken eines Alexander von Humboldt nicht möglich gewesen. Der vorliegende Band von Jürgen Goldstein versucht dies zu ändern, indem er keine Biografie im eigentlichen Sinne liefert, sondern Forster anhand seines Werkes analysiert. Unbedingt einen der Begründer der wissenschaftlichen Reiseliteratur neu entdecken.
- Georg Forster: Reise um die Welt. Illustriert von eigener Hand (2007). Vor dem Hintergrund von Goldsteins Werkstudie ist die Lektüre des Originaltextes natürlich Pflicht. Und den sollte man sich in der Ausgabe des opulenten Bandes der Anderen Bibliothek aus dem Eichborn Verlag gönnen. Ein wunderschöner, großformatiger Sonderband, der neben dem eigentlichen Text der Reisetagebücher auch alle Zeichnungen und Aquarelle, einen biografischen Essay von Klaus Harpprecht sowie einen Epilog von Frank Vorpahl enthält. Kann man sich nicht dran sattsehen und lesenswert ist das Teil natürlich auch. ;)
- Siri Hustvedt: Die gleißende Welt (2015). Der neue Roman der US-Amerikanerin ist ein brillantes Spiel mit Perspektiven und Erzählsträngen, begegnet seinen Figuren zugleich aber auch mit großer Empathie. Die Story erzählt grob von der New Yorker Künstlerin Harriet Burden, die aufgrund fehlender Anerkennung durch den Kunstbetrieb zur Selbsthilfe schreitet und drei ihrer Arbeiten von männlichen Künstlern präsentieren lässt. Allerdings verläuft am Ende nicht alles nach Plan und das Spiel mit Identitäten verselbständigt sich. Der Reiz von Hustvedts Roman ergibt sich primär aus dem Umstand, dass die Geschichte rückblickend in Form von verschiedenen Tagebucheinträgen, Interviews und Aufzeichnungen der Figuren erzählt wird. Auch ohne Vorkenntnisse der vielen theoretischen Bezüge (hier vorwiegend Sören Kierkegaard) ein tolles Buch.
- Hubert Selby: Letzte Ausfahrt Brooklyn (1964). Gelegentlich lohnt es sich, einen Klassiker neu zu entdecken. Selbys Sammlung von sechs Prosastücken ist ein hartes, an vielen Stellen sehr hartes Buch, dessen sprachliche Sezierung menschlicher Abgründe im New Yorker Stadtteil Brooklyn nicht weniger als ein moderner Abgesang auf die amerikanische Gesellschaft der Nachkriegszeit darstellt. Definitiv keine leichte Kost, in seiner Sprachmächtigkeit und Präzision aber absolut beeindruckend.
- Christoph Kucklick: Die granulare Gesellschaft: Wie das Digitale unsere Wirklichkeit auflöst (2014). In den letzten Jahren ist viel über die Vorteile und Gefahren der Digitalisierung geschrieben worden. Manches gut, manches schlichtweg Unsinn. Das vorliegende Buch von Christoph Kucklick ist demgegenüber ein hervorragender und vor allem unaufgeregter Diskussionsbeitrag zu den anstehenden Herausforderungen und eine Aufforderung, die Begrifflichkeiten unseres Menschen- und Gesellschaftsbild neu zu definieren.
Fünf Bücher für die einsame Insel – Buchempfehlungen 2014

- Herman Melville: Moby Dick (1851). Eines der lange verkannten großen Werke der modernen amerikanischen Literatur. Es gibt Geschichten, die einen das ganze Leben begleiten und Melvilles Werk zeitloser Klassiker ist für mich ein solcher Fall. Egal, ob als spannende Abenteuergeschichte des Walfängers Pequod in Form eines Hörspiels bzw. Jugendromans oder später in diversen Übersetzungen, die Geschichte um die (manische) Jagd nach dem weißen Wal und ihre Protagonisten ist ein stetiger Begleiter. Mein absolutes Lieblingsbuch. Siehe dazu auch den Beitrag zum Welttag des Hörspiels (engl. World Audio Drama Day) am 30. Oktober.
- Voltaire:Candide (1759). Die satirische Novelle des französischen Philosophen und Aufklärers gehört eigentlich in jedes Bücherregal. Bei mir liegt sie als Taschenbuch immer griffbereit auf dem Nachtisch. Warum? Candide hat zwei wesentliche Qualitäten: Zum einen ein Buch mit einem bitterbösen Humor und ein Aufruf zur Revolte gegen den dummen Ernst der Natur. Sozusagen ein Aufstand gegen die Wildnis, an dessen Ende dem Protagonisten nur noch bleibt, den Garten zu bestellen. Unbedingt lesen. :)
- Louis-Ferdinand Celine: Reise ans Ende der Nacht (1932). Im Rückblick ist Celine sicherlich eine äußerst fragwürdige Figur, dessen politische Ansichten an sehr vielen Stellen einfach unerträglich und inakzeptabel sind. Das scheint ihn aber nicht daran gehindert zu haben, dieses verstörende Meisterwerk der Weltverzweiflung zu schreiben, das in der Summe eine wütende Anklage gegen die Gräuel der Welt des ausklingenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Keine leichte Kost, definitiv aber lesenswert.
- Franz Werfel: Stern der Ungeborenen. Ein Reiseroman (1945). Franz Werfel war in den 1920er und 1930er-Jahren sicherlich einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren, ist heute aber (leider) etwas in Vergessenheit geraten. Ein Grund mehr, hier seinen letzten großen Roman, den er zwei Tage vor seinem Tod fertigstellte, zu nennen. Was Werfel hier an Ideen, Traumvorstellungen und Fantasien unter dem Gattungsbegriff des Reiseromans zusammenrührt, ist eine wahre Freude. Auch wenn seine Sprache einen einigen Stellen etwas zu lieblich erscheint, unbedingt empfehlenswert für alle Freunde der fantastischen Literatur mit Tiefgang. Allein die Anfangspassagen über den Beginn der Reise sind ein Muss.
- Alexander Kluge: Das Labyrinth der zärtlichen Kraft (2009). Eigentlich könnte ich an dieser Stelle auf Kluges gesamtes literarisches Werk verweisen. Exemplarisch sei hier aber dieser ganz wunderbare Band genannt, in dem es über die Liebe in all ihren Facetten geht. Man hat Kluge ja häufig eine distanzierte Kälte zu seinen Figuren vorgeworfen. Dass dies aber keineswegs der Fall ist, belegt diese Sammlung von 166 überraschenden Liebesgeschichten. Alexander Kluge in Hochform. Wer jemals an der Liebe zweifelt, der sollte zu diesem Buch greifen.
Die Liste ließe sich sicherlich noch um einige andere Bücher erweitern, aber die fünf genannten sind für mich zeitlos.
Insofern belasse ich es dabei und wünsche Euch allen einen tollen Tag der Buchliebhaber und vor allem viel Spaß beim Lesen. :) Was sind Eure Favoriten?
Weitere Informationen und Quellen zum US-amerikanischen Tag der Buchliebhaber am 9. August
- Beitrag zum US-amerikanischen Book Lovers Day am 9. August auf holidayinsights.com (englisch)
- Das Webportal timeandate.com über den National Book Lovers Day in den Vereinigten Staaten am 9. August (englisch)
- Kalendereintrag zum Book Lovers Day am 9. August und am ersten Samstag im November auf checkiday.com (englisch)
- Soumyabrata Gupta: Book Lovers Day: Authors share more about their favourite reads – auf: deccanchronicle.com am 9. August 2018 (englisch)
- Daniel S. Levine: National Book Lovers Day 2017: 5 Fast Facts You Need to Know – auf: heavy.com am 9. August 2017 (englisch)
- Wikipedia-Eintrag zum Book Lovers Day am 9. August mit einigen weiterführenden Quellen (englisch)
- Original-Text der UNESCO Recommendation concerning the International Standardization of Statistics Relating to Book Production and Periodicals von 1964 (englisch)