Ein Fest für Zweige im Winter. Denn der 4. Dezember steht im liturgischen Kalender der römisch-katholischen und griechisch-orthodoxen Kirchen seit dem 12. Jahrhundert für den Barbaratag, den Gedenktag der heiligen Barbara von Nikomedia. Dieser christliche Gedenktag firmiert umgangssprachlich auch in der Kurzform Sankt Barbara. Was mit der Verbindung der Schutzpatronin der Bergleute und den Zweigen eines Kirsch- bzw. Apfelbaumes im Detail auf sich hat, beleuchten die folgenden Zeilen des Kalenders der kuriosen Feiertage aus aller Welt. Worum geht es dabei?

Inhaltsverzeichnis
Wer war Barbara von Nikomedia?
Barbara von Nikomedia ist eine christliche Märtyrerin und Jungfrau des 3. Jahrhunderts, die in vielen Ländern als Heilige verehrt wird. Ihre historische Existenz gilt allerdings als nicht gesichert und basiert wesentlich auf Legenden und lokalen Überlieferungen. Was ist über diese Figur bekannt?
Die Legende der heiligen Barbara aus der Legenda aurea
Tatsächlich ist die Quellenlage nicht sehr übersichtlich. So fehlt die Barbaralegende in den ältesten Fassungen der Legenda aurea (wahrscheinlich um 1264), einer mittelalterlichen Sammlung von Heiligengeschichten, spätere Ausgaben berichten von folgenden Ereignissen:
Die junge Barbara sei von ihrem Vater, dem heidnischen Kaufmann Dioscuros in einem Turm isoliert worden, um die schöne und kluge Frau vor den Einflüssen der Außenwelt, sprich männlichen Verehrern zu schützen. Tatsächlich wies Barbara aber von sich aus alle Verehrer ab und entschied sich in der Abwesenheit ihres Vaters, als zum Christentum konvertierte Eremitin fortan in einem Badehaus zu leben. Zu Ehren ihres neuen Glaubens ließ sie dort ein drittes Fenster als Zeichen der Dreifaltigkeit einfügen. Siehe dazu auch den Beitrag zum Tag der Heiligen Dwynwen (engl. Saint Dwynwen’s Day – walis. Dydd Santes Dwynwen) am 25. Januar.
Als ihr Vater dies erfuhr, versuchte er, seine Tochter in rasender Wut zu töten. Barbara konnte jedoch fliehen und sich in einer Höhle (= ein sich öffnender Felsen) verstecken. Ihr Martyrium wird überwiegend in Nikomedia (heute İzmit) zur Zeit des Kaisers Maximian lokalisiert. Andere Überlieferungen verweisen auf Heliopolis (heute Baalbek), die Toskana oder Rom.
Die Geschichte nimmt allerdings kein gutes Ende. Denn durch den Verrat eines Hirten wurde sie gefangen genommen und vor Gericht gestellt. Der Richter verurteilte die junge Frau zum Tode und ließ sie foltern. Nach ihrer Folter vollstreckte ihr Vater Dioscuros selbst das Todesurteil durch Enthauptung und wurde der Legende nach vom Blitz erschlagen.
Der christliche Gott war zu dieser Zeit eben noch ein fordernder und strenger Richter. Dementsprechend galt das Gebet zur heiligen Barbara bei Gefahr und höchster Not als wichtiger Schutz bzw. Rettungsanker. Dies mag auch ein Grund für die enorme Popularität dieser Heiligen bis in die heutige Zeit sein (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).
Verehrung und Schutzpatronat der heiligen Barbara
Viele Elemente der Barbaraverehrung haben einen direkten Bezug auf die oben skizzierte Legende.
- So gilt der schützende Felsen als direkter Bezug zur unterirdischen, also verborgenen Welt des Bergbaus, was das Schutzpatronat der Bergarbeiter, Hüttenarbeiter, Steinhauer und Geologen erklärt. Siehe dazu auch die Beiträge zum internationalen Tag der Geologen (engl. Geologist Day) am ersten Sonntag im April und dem Tag der Geodäsie in Deutschland im Juni.
- Feuerwehrleute, Goldschmiede, Waffenbauer und Sprengmeister rufen sie an, da ihre Schutzfunktion gegen die plötzliche Bedrohung durch Feuer, Blitz und Explosionen aus ihrer Legende herrührt. Konkret bezieht man sich hier auf den tödlichen Blitz, der Barbaras Vater Dioscuros das Leben kostete. Hierin ist auch Barbaras Bedeutung als Schutzpatroninnen der Artillerie begründet. Wobei die Zielgenauigkeit sich weniger von der Heiligen selbst, als vom Blitz und Donner des strafenden Gottes ableitet.
- Aber auch Architekten, Bauarbeiter und Glöckner leiten die Verehrung ihrer Schutzpatronin aus der Überlieferung ab. Entscheidend ist hier der Einbau der drei Fenster. Siehe dazu auch den Beitrag zum World Day of Architecture ( dt. Internationaler Tag der Architektur) am ersten Montag im Oktober.
- Die phonetische Ähnlichkeit ihres Namens zum lateinischen Wort barba (dt. Bart) führte zur Patronage für Berufe, die mit Haaren oder ähnlichem Material arbeiten, wie Hutmacher und Bürstenbinder. Weitere Berufsgruppen, darunter Metzger, Köche und Buchhändler, sowie Mädchen, Gefangene und Sterbende, zählen ebenfalls auf ihre Fürsprache.
Attribute und ikonografische Darstellung
Vor diesem Hintergrund gilt Barbara als eine der vierzehn Nothelfer im Christentum und steht primär für die Wehrhaftigkeit im Glauben. Ihre zentralen Attribute sind Turm und Kelch, ergänzt durch Folterinstrumente wie Fackel, Hammer und Schwert. Zudem symbolisieren Bergmannswerkzeuge und Kanonenrohre ihre Rolle als Patronin der Bergleute und der Artillerie.
Ikonografisch wird Barbara oft mit Märtyrerpalme, Krone und Schwert dargestellt, manchmal mit einem Buch. In der Kunst erscheint sie häufig mit Margareta von Antiochia und Katharina von Alexandrien als „die drei heiligen Madl“.

Wer hat den Barbaratag ins Leben gerufen?
Wie bei den meisten anderen liturgischen Gedenktagen geht auch der Barbaratag nicht auf eine einzelne Person oder Institution zurück. Vielmehr entwickelte sich Sankt Barbara im Laufe der Zeit aus der Volksverehrung der heiligen Barbara, die nach ihrem Märtyrertod im Jahr 306 n. Chr. in der christlichen Kirche heiliggesprochen wurde.
Der Barbarakult entstand im Byzantinischen Reich und ist dort seit dem 7. Jahrhundert bezeugt. Um 700 wurde Barbara erstmals in einem Martyrologium der Westkirche erwähnt. Ihre Reliquien sollen um das Jahr 1000 nach Venedig gelangt sein. Kleinere Reliquien befinden sich unter anderem in Eibingen und Iseringhausen.
Insbesondere im Mittelalter verbreitete sich ihre Legende in ganz Europa, und damit auch die Traditionen rund um den Barbaratag. Seit dem 14. Jahrhundert gilt dies für die Bergbaugebiete in Sachsen, Schlesien und Böhmen, in den Alpenregionen hat diese Verehrung ihre Wurzeln in der Gegenreformation des 17. und 18. Jahrhunderts. Mit dem Aufkommen des Bergbaus im Ruhrgebiet gelangte die Barbaraverehrung durch Vertriebene oder Auswanderer aus Oberschlesiens seit den 1950er Jahren auch in diese Region Deutschlands (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).
Nach dem II. Vatikanischen Konzil entfernte die römisch-katholische Kirche im Zuge der Kalenderreform Barbara als legendarische Figur aus dem Festkalender. Aufgrund der kulturhistorischen Bedeutung dieser Figur entschied man sich 1972 aber dafür, den 4. Dezember im Regionalkalender des deutschen Sprachraums als nicht gebotenen Gedenktag zu behalten. Seit 2001/2004 ist die heilige Barbara von Nikomedia wieder im Martyrologium Romanum gelistet.
Wann ist der Barbaratag?
Laut dem Heiligenkalender der katholischen und griechisch-orthodoxen Christen findet der Barbaratag immer am 4. Dezember als Teil der Adventszeit statt. Folgende Termine stehen in den kommenden Jahren im Kalender:
Jahr | Datum | Wochentag |
---|---|---|
2024 | 4. Dezember | Mittwoch |
2025 | 4. Dezember | Donnerstag |
2026 | 4. Dezember | Freitag |
2027 | 4. Dezember | Samstag |
2028 | 4. Dezember | Montag |
2029 | 4. Dezember | Dienstag |
2030 | 4. Dezember | Mittwoch |
2031 | 4. Dezember | Donnerstag |
2032 | 4. Dezember | Samstag |
2033 | 4. Dezember | Sonntag |
2034 | 4. Dezember | Montag |
Weshalb fällt Sankt Barbara auf den 4. Dezember?
Der 4. Dezember als Sankt Barbara ist eng mit dem Todestag der heiligen Barbara verbunden. Die Quellenlage geht hier von einem Zeitraum zwischen 305 und 310 n. Chr. aus. Laut der Legende wurde Barbara am 4. Dezember enthauptet, weil sie sich weigerte, ihrem christlichen Glauben abzuschwören.
Insofern ist hier eine direkte inhaltliche Verbindung zum US-amerikanischen Plätzchen-Tag (engl. National Cookie Day), dem Tag der Würfel (engl. National Dice Day) oder dem Tag der Socke (engl. National Sock Day) auszuschließen. Dies gilt auch für den 4. Dezember als Trag-braune-Schuhe-Tag (engl. Wear-Brown-Shoes-Day) in den USA. Nicht zu vergessen, den Internationalen Tag des Geparden (engl. International Cheetah Day).
Ist der Barbaratag ein gesetzlicher Feiertag?
Da die Existenz der Heiligen Barbara von Nikomedia nicht bestätigt ist, handelt es sich im katholischen Heiligenkalender nicht um einen offiziell anerkannten Feiertag. Die Menschen haben also nicht frei und die Geschäfte bleiben geöffnet.

Wie wird der Barbaratag gefeiert?
Die Feier des Barbaratages ist von Region zu Region unterschiedlich, doch einige Bräuche und Traditionen haben sich weitverbreitet.
- Einer der bekanntesten Bräuche ist das Schneiden der sogenannten „Barbarazweige“. Am 4. Dezember schneidet man Barbarazweige von Apfel- oder Kirschbäumen ab und stellt diese ins Wasser. Ihr Aufblühen zu Weihnachten gilt als gutes Omen für die Zukunft und symbolisiert den Glanz, den die Geburt Christi in die Welt brachte. Der Brauch basiert auf einer Variante der Barbaralegende, dass die Heilige einen verdorrten Kirschzweig mit Wasser aus ihrem Napf benetzte. Der Zweig blühte in ihrer Gefängniszelle auf, was sie als Zeichen für neues, ewiges Leben deutete.
- In Bergbauregionen werden an diesem am 4. Dezember die sogenannten Barbaralichter unter Tage entzündet, und Bergleute bitten die Heilige um Schutz vor Unglücken. Umzüge in traditionellen Bergmannsuniformen gehören ebenfalls zu den Feierlichkeiten rund um den Barbaratag.
- Noch bis in die 1970er-Jahre war der Barbaratag am 4. Dezember ein bedeutender Moment für Kinder im Köln-Bonner Raum und am Niederrhein. Mit dem Ausruf „Die heilige Barbara war da!“ begann in vielen Familien die vorweihnachtliche Geschenkezeit. Die heilige Barbara übernahm in dieser Region die Rolle einer Gabenbringerin, vergleichbar mit dem Nikolaus. Kinder fanden an diesem Tag kleine Überraschungen, die die Vorfreude auf Weihnachten steigerten. Siehe dazu exemplarisch auch den Beitrag zum Tag des Schokoladennikolaus in Deutschland am 6. Dezember, aber auch zum La Befana in Italien am 6. Januar.
- Mit Eid il-Burbara kennt auch die arabische Welt ein religiöses Fest anlässlich des Gedenktags der heiligen Barbara am 4. Dezember. So feiern Christen im Libanon, Syrien, Israel, Palästina, Jordanien und der Türkei eine eigene Variante der Legende. Während ihrer Flucht soll ein Wunder geschehen sein: Ein frisch gepflanztes Weizenfeld wuchs sofort und verbarg ihre Spur. Dieses Wunder wird symbolisch nachgestellt, indem verschiedene Samen wie Weizen, Gerste oder Linsen auf feuchter Watte gepflanzt werden. Die daraus wachsenden Triebe dienen später zur Dekoration der Weihnachtskrippe. Im Libanon erinnert Eid il-Burbara an Halloween: Kinder verkleiden sich, tragen Masken und ziehen singend von Haus zu Haus. Statt Süßigkeiten erhalten sie ein traditionelles Gericht namens „Burbara“, bestehend aus gekochtem Weizen oder Gerste, Zucker, Rosinen, Anis und Granatapfelkernen.
In diesem Sinne, Euch allen einen entspannten Barbaratag.
Egal, wo auf der Welt Ihr diesen Anlass auch begeht.
Weitere Informationen und Quellen zum Barbaratag am 4. Dezember
- Barbaratag am 4. Dezember. Bedeutung und Bräuche zum Fest der heiligen Barbara – auf: vivat.de (deutsch)
- Kalendereintrag zum 4. Dezember als Eid il-Burbara (Saint Barbara’s Day) auf dem Webportal anydayguide.com (englisch)
- Wikipedia-Eintrag zu Barbara von Nikomedien mit einigen weiterführenden Quellen (deutsch/mehrsprachig)
- Biografischer Eintrag zur heiligen Barbara auf heiligenlexikon.de (deutsch)
- Die heilige Barbara. Geköpft vom eigenen Vater – auf: brauchtum.de (deutsch)
- Barbara. Eine eingewanderte Schutzheilige für den Ruhrbergbau – auf: frauenruhrgeschichte.de (deutsch)
- Die Heilige Barbara war da und hat Geschenke gebracht! – auf: rheinische-landeskunde.lvr.de (deutsch)
- Sascha Geldermann: Barbaratag. Welche Bedeutung hat der Barbaratag und welche Zweige eignen sich fürs „Wunder“? – auf: augsburger-allgemeine.de am 1. Dezember 2024 (deutsch)
- Christoph Driessen und Jonas-Erik Schmidt: In Bonn und Köln machte einst eine Frau dem Nikolaus Konkurrenz – auf: ga.de am 30. November 2022 (deutsch)
- Anna Ernst: Warum die Heilige Barbara im Ruhrgebiet so wichtig ist – auf: waz.de am 2. Dezember 2016 (deutsch)