Happy Birthday John Hancock (1737 – 1793). Zu Ehren des ersten Unterzeichners der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung feiert man den 23. Januar in den Vereinigten Staaten als nationalen Tag der Handschrift (engl. National Handwriting Day). Worum es bei diesem Ehrentag des handgeschriebenen Wortes im Detail geht und weshalb man heute Tastatur oder Touchscreen gegen Stift und Papier eintauschen sollten, beleuchtet der folgende Beitrag des Kalenders der kuriosen Feiertage aus aller Welt. Oder anders gesagt: Zeit für ein paar handschriftliche Notizen. ;)

Inhaltsverzeichnis
- 1 Wann ist der Tag der Handschrift?
- 2 Wer hat den National Handwriting Day ins Leben gerufen?
- 3 Happy Birthday John Hancock – Weshalb fällt der National Handwriting Day auf den 23. Januar?
- 4 Zum Tag der Handschrift – Interview mit dem Kalligrafen Noel Reumkens
- 5 Weitere Informationen und Quellen zum Tag der Handschrift in den Vereinigten Staaten
Wann ist der Tag der Handschrift?
Seit 1977 feiern die USA ihren nationalen Tag der Handschrift (engl. National Handwriting Day) immer am 23. Januar. Wer mag, kann sich diesen kuriosen Feiertag für die kommenden Jahre an folgenden Wochentagen in den Kalender schreiben:
Jahr | Datum | Wochentag |
---|---|---|
2023 | 23. Januar | Montag |
2024 | 23. Januar | Dienstag |
2025 | 23. Januar | Donnerstag |
2026 | 23. Januar | Freitag |
2027 | 23. Januar | Samstag |
2028 | 23. Januar | Sonntag |
2029 | 23. Januar | Dienstag |
2030 | 23. Januar | Mittwoch |
2031 | 23. Januar | Donnerstag |
2032 | 23. Januar | Freitag |
2033 | 23. Januar | Sonntag |
Wer hat den National Handwriting Day ins Leben gerufen?
Der National Handwriting Day geht auf eine Initiative der US-amerikanischen Writing Instrument Manufacturers Association (WIMA) aus dem Jahr 1977 zurück. Ziel dieses Aktionstages war es schon damals, den Gebrauch von Stift und Papier zu bewerben. Siehe dazu auch die Beiträge zum US-amerikanischen Tag des Bleistifts (engl. National Pencil Day) am 30. März und dem National #2 Pencil Day (dt. Tag des HB-Bleistifts) am 17. August.
Bedenkt man also, dass hier im Prinzip ein Industrie- und Handelsverband als Initiator auftritt, so wird schnell deutlich, dass man wohl schon zu diesem Zeitpunkt ahnte, dass die Geschäfte in Zukunft nicht mehr so gut laufen würden.
Dementsprechend begründet die WIMA diesen Ehrentag der Handschrift am 23. Januar auch mit folgendem Statement:
The lost art of handwriting is one of the few ways we can uniquely express ourselves. There’s something poetic about grasping a writing instrument and feeling it hit the paper as your thoughts flow through your fingers and pour into words. So, the Writing Instrument Manufacturers Association (WIMA) suggests you take advantage of National Handwriting Day on January 23 and use a pen or a pencil to rekindle that creative feeling through a handwritten note, poem, letter or journal entry.
(Quelle: www.wima.org – siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten)
Happy Birthday John Hancock – Weshalb fällt der National Handwriting Day auf den 23. Januar?
Aber dies nur als kleine Randbemerkung. Denn die Wahl des Datums ist um einiges origineller und nimmt Bezug auf ein für die USA wichtiges historisches Ereignis. So ist der 23. Januar zugleich der Geburtstag des Amerikaners John Hancock (23. Januar 1737 – † 8. Oktober 1793), dem Mann, der am 4. Juli 1776 als erster die amerikanische Declaration of Independece – also die Unabhängigkeitserklärung der USA – unterzeichnete. Siehe dazu auch die anderen Beiträge aus dem Kalender der kuriosen Geburtstage.
Nicht nur aufgrund seines Status als erster Unterzeichner kommt dieser Signatur eine besondere Bedeutung zu, auch optisch fällt die mit ca. 13 cm extrem große Unterschrift auf dem Original-Dokument dem Betrachter sofort ins Auge. Im amerikanischen Englisch hat sich daher auch der Name John Hancock als Synonym für eine Unterschrift eingebürgert (Please, put your John Hancock here! – dt. Bitte hier unterschreiben!).
Wer von Euch damit nichts anfangen kann, für den/die gibt es am 23. Januar auch noch kalendarische Alternativen. Hier sei auf den US-amerikanischen Kuchen-Tag (engl. National Pie Day) und den Tag des Fußvermessens (engl. Measure your Feet Day) verwiesen. Nicht zu vergessen, den vermeintlichen Welttag der Handballer und den Tag der Bounty (engl. Bounty Day) auf Pitcairn Island.
Zum Tag der Handschrift – Interview mit dem Kalligrafen Noel Reumkens
Neben dem zuvor genannten historischen Bezug ist der National Handwriting Day natürlich auch eine prima Gelegenheit, sich mit dem Thema Handschrift bzw. der Kunst des schönen Schreibens mit der Hand zu widmen. Umso mehr freue ich mich, dass ich den Kalligrafen Noel Reumkens für ein kleines Interview zum Thema Schönschrift und Kalligrafie gewinnen konnte.
Hallo Noel. Schön, dass Sie uns zu einem Interview zur Verfügung stehen. Stellen Sie sich doch bitte kurz vor!
Ich habe als Kind schon immer gerne schön geschrieben. Meinen ersten umfassenden Kalligrafie-Kurs machte ich dann als 10-Jähriger. Weil meine Mutter bemerkt hatte, dass ich gerne schrieb, schickte sie mich in einen Kurs. Dort war ich das einzige Kind. Das fand ich am Anfang natürlich nicht so toll, aber bald habe ich mich auf den wöchentlichen Kurs gefreut. Als Erwachsener habe ich dann viel später an der Kunsthochschule mit Typografen zusammengearbeitet, was mein Interesse an der Kalligrafie nur noch geschürt hat.
Was ist eigentlich Kalligrafie?
Kalligrafie heißt schönes Schreiben. Dabei gibt es verschiedene Schriftarten, die im Laufe der Jahrhunderte entwickelt wurden und denen gewisse Formregeln innewohnen, die es zu erlernen gilt. Dieses Erlernen benötigt viel Zeit und Ruhe. Das Ausüben der Kalligrafie hat somit auch eine meditative Wirkung.
Worin unterscheiden sich Schönschrift und Kalligrafie?
Ich glaube, dass die Kalligrafie sich zur Schönschrift verhält, so wie das klassische Ballett sich zum Tanz im Allgemeinen verhält. Kalligrafie hat genauso sehr wie das Ballett mit Formregeln und Disziplin zu tun. Schön schreiben kann jeder, wenn er sich ein bisschen Mühe gibt, aber für Kalligrafie benötigt man Geduld und Ausdauer.
Was macht eine schöne Handschrift aus?
Wichtig ist meiner Meinung nach bei der Handschrift eine gewisse Harmonie. Dies heißt auch, dass eine Handschrift nicht immer leserlich sein muss, um schön zu sein. Schauen Sie sich die Handschriften von berühmten Autoren des frühen 20. Jahrhunderts an: Meistens unlesbar, aber dafür besonders schön, natürlich auch weil diese Menschen ihre Handschrift noch viel mehr verwendeten als wir heutzutage.
Kann ich meine Handschrift mithilfe der Kalligrafie ändern?
Absolut! Weil man sich bewusst mit der Schrift beschäftigt, ändert sich selbstverständlich auch die Art und Weise, wie man im Alltag schreibt.
Ich habe eine schreckliche Handschrift. Was kann ich tun, um meine Handschrift effektiv und schnell zu verbessern?
Wichtig ist es in diesem Fall ein Bewusstsein für die Schrift zu entwickeln. Viele Menschen haben sich zuletzt als Kind bewusst mit ihrer Handschrift auseinandergesetzt, eben als sie das Schreiben lernten. Ein neu erworbenes Bewusstsein kann die Handschrift entscheidend verschönern.
Welche Voraussetzungen oder Vorkenntnisse muss ich mitbringen, um Kalligrafie zu erlernen?
Wichtigste Voraussetzung ist natürlich, dass man schreiben kann. Ein gewisses Gefühl für Ästhetik und für Komposition gehört aber auch zu den Voraussetzungen, um Kalligrafie zu erlernen, so wie eine große Menge an Geduld und Ausdauer.
Was für Materialien benötige ich, um zu kalligrafieren? Schreibfeder oder Füller? Tinte oder Tusche?
Eigentlich ist es egal, ob Sie eine Schreibfeder oder einen Füller, Tinte oder Tusche verwenden; es geht vielmehr darum, dass Sie sich Zeit nehmen und ganz genau überlegen, wie Sie arbeiten. Wie zuvor erwähnt: Kalligrafie ist zu Schriftbild gewordenes Denken. Sie brauchen eine gewisse Contenance bei der Ausführung, um zu schönen Ergebnissen zu kommen.
Worauf muss ich besonders achten? Welche Tipps können Sie einem Anfänger mit auf den Weg geben?
Nehmen Sie sich Zeit! Kalligrafie ist keine Freizeitbeschäftigung für schnell zwischendurch. Es geht bei Kalligrafie an erster Stelle um den Prozess.
Was sind die häufigsten Anfängerfehler?
Als ich meinen ersten Kalligrafie-Kurs machte (das war Anfang der 1990er-Jahre), haben wir stundenlang in Stille den gleichen Buchstaben wiederholt. Bei AnfängerInnen sehe ich heute oft, dass sie so schnell wie möglich Ergebnisse sehen wollen, was kontraproduktiv ist.
Gedruckte Schrift ist lesbarer und einheitlicher; Tippen auf der Tastatur geht oft schneller. Warum soll ich noch mit der Hand schreiben?
Weil die Schrift eine Basisform von Kultur ist und man sich, indem man schreibt durch und durch Mensch fühlen kann. Kalligrafie ist außerdem zu Schriftbild gewordenes Denken. In die Buchstaben fließen während der Arbeit Überlegungen zu Form, Harmonie und Dynamik ein. Somit ist eine kalligrafierte Seite immer eine höchst individuelle Kreation, die mit relativ einfachen Mitteln entsteht.
Mit dem Aufstieg von Computern und der digitalen Kommunikation verliert die Handschrift an Bedeutung. Warum ist es wichtig, die Kultur und Kunst des Schreibens aufrechtzuerhalten und was muss dafür getan werden?
Nur weil es die Fotografie gibt, haben die Menschen nicht aufgehört zu zeichnen und zu malen. Das E-Book hat das klassische, gedruckte Buch nicht abgelöst – auch wenn dies aus umwelttechnischen Gründen vielleicht nicht schlecht wäre. Ich glaube nicht, dass man da etwas eingreifen muss. Es wird die Kunst und Kultur des Schreibens auch in Zukunft geben, weil Menschen gerne kreativ sind, selbst etwas machen, was sie schön finden und was Ihnen nahe ist.
Außerdem hat Schreiben auch eine mnemotechnische Funktion: Man merkt sich dasjenige, was man mit der Hand schreibt, ist einfach viel besser als das, was man tippt. Die Handschrift ist als menschliche Aktivität viel beständiger, als man denkt.
Muss heute natürlich auch gefragt werden. Wie feiern Sie als Kalligraf den Tag der Handschrift?
Ich schreibe an dem Tag besonders schön und absichtlich viel.
Vielen Dank. :)
In diesem Sinne: Euch allen einen produktiven National Handwriting Day.
Egal, ob in den Vereinigten Staaten, in Deutschland oder sonst wo auf der Welt.
Weitere Informationen und Quellen zum Tag der Handschrift in den Vereinigten Staaten
- Die offizielle Website der WIMA über den US-amerikanischen National Handwriting Day am 23. Januar (englisch)
- Wikipedia-Eintrag zu John Hancock mit einer biografischen Skizze und einigen weiterführenden Quellen (englisch)
- WIMA-Pressemitteilung: Celebrate National Handwriting Day on January 23rd – auf: prnewswire.com am 16. Januar 2019 (englisch)
- 8 Ways to Celebrate National Handwriting Day – auf: pens.com (englisch)
- Beitrag zum US-amerikanischen National Handwriting Day am 23. Januar auf daysoftheyear.com (englisch)
- Emanuella Grinberg: Why handwriting is still important – auf: edition.ccn.com am 23. Januar 2016 (englisch)