Trommelfest von San Sebastián – das baskische Tamborrada de San Sebastián

Den 20. Januar feiert die in der Provinz Gipuzkoa des spanischen Baskenlandes gelegene Stadt Donostia-San Sebastián jedes Jahr als das sogenannte Tamborrada de San Sebastián (baskisch Donostiako danborradadt. Trommelfest von San Sebastián). Was es damit auf sich hat und warum dieser Anlass einen festen Platz in der Sammlung der kuriosen Feiertage aus aller Welt verdient, beleuchten die folgenden Zeilen. Warum trommelt man heute also im Baskenland?

Tamborrada de San Sebastián - Trommelfest von San Sebastián. Kuriose Feiertage - 20. Januar © 2020 Sven Giese - Bild 1
Tamborrada de San Sebastián – Trommelfest von San Sebastián. Kuriose Feiertage – 20. Januar © 2020 Sven Giese – Bild 1

Wann findet das Trommelfest von San Sebastián statt?

Seit den 1830er-Jahren findet das Tamborrada de San Sebastián (dt. Trommelfest von San Sebastián) traditionell immer am 20. Januar statt. Folgende Wochentage stehen damit in den kommenden Jahren für diesen Anlass im Kalender:

JahrDatumWochentag
202320. JanuarFreitag
202420. JanuarSamstag
202520. JanuarMontag
202620. JanuarDienstag
202720. JanuarMittwoch
202820. JanuarDonnerstag
202920. JanuarSamstag
203020. JanuarSonntag
203120. JanuarMontag
203220. JanuarDienstag
203320. JanuarDonnerstag

Weshalb fällt das Tamborrada de San Sebastián auf den 20. Januar?

Im Falle des Tamborrada de San Sebastián gibt eine sehr konkrete Begründung für das gewählte Datum. Denn der 20. Januar bezieht sich auf den – allerdings nicht gebotenen – Gedenktag für den Heiligen Sebastian, der zugleich Namensgeber und Schutzpatron der baskischen Metropole ist (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Insofern scheint es hier keine direkte inhaltliche Verbindung zum ebenfalls am 20. Januar gefeierten US-amerikanischen Tag der Kaffeepause (engl. National Coffee Break Day) zu geben. Dies gilt auch für den Tag der Pinguine (engl. Penguin Awareness Day), den Tag der Käseliebhaber (engl National Cheese Lovers Day) und den Tag des Camcorder (engl. Camcorder Day). Aufgrund des Alters dieser baskischen Tradition wäre eine solche Verbindung allerdings auch eher merkwürdig.

Wer hat das baskische Donostiako danborrada ins Leben gerufen?

Wie immer bei solch traditionellen Anlässen ist es nicht einfach, die genauen Ursprünge herauszufinden. Grundsätzlich gibt es zwei Versionen der Entstehung, die es mit den folgenden Abschnitten zu skizzieren gilt.

Die Volkssage des Bäckers und des Wassers aus dem Brunnen während der Dürre von 1720

Beginnen wir mit einem Exkurs in die lokale Folklore von San Sebastián. Einer städtischen Legende bzw. Volkssage zufolge soll ein Bäcker während einer großen Dürre im Jahr 1720 Wasser aus einem Brunnen geholt haben. Als er vor Freude zu singen begann, fingen auch die Frauen der Umgebung auf ihre Wasserbecken zu klopfen, um ihn zu begleiten. Zu seiner Überraschung floss das Wasser weiter und sie trommelten weiter vor Freude. Bald versammelte sich eine Menge.

Der Legende nach soll es seither weder eine Dürre gegeben noch die Musik der Fässer in der baskischen Stadt jemals aufgehört haben. Siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten sowie den Beitrag zum Weltschlagzeugertag (engl. World Drummer’s Day) am 4. April.

Die Wurzeln des baskischen Donostiako danborrada in den Carlistenkriegen des 19. Jahrhunderts

Historiker und Volkskundler gehen demgegenüber heute davon aus, dass die Wurzeln des baskischen Donostiako danborrada in den 1830er-Jahre und der Zeit der drei Carlistenkriege im 19. Jahrhundert liegen. Und die Geschichte dazu geht so.

Die Bewohner von San Sebastián sollen während dieser Zeit die in der Stadt stationierten Soldaten mit Eimern und Eisenwaren verhöhnt haben, indem sie ihren täglichen Umzug vom Hauptquartier in San Telmo zum Haupttor an der Stadtmauer („Puerta de Tierra“) imitierten. Die vorhandenen Quellen legen nahe, dass dieser komische Umzug in Karnevalsstimmung zugleich auch der Ursprung für verschiedene Musikgruppen war, die heute ein fester Bestandteil des Karnevals von Donostia sind. Traditionell beginnt dieser am 20. Januar und erfährt seine Fortsetzung mit dem Caldereros-Feierlichtkeiten Anfang Februar.

In den ersten Tagen läutete der Umzug auch den Ochsenlauf ein, der am selben Tag stattfand. Zu diesem Zeitpunkt kleideten sich die Teilnehmer allerdings noch in Alltagskleidung und nicht in den heute typischen Uniformen. Diese kamen erst im Jahr 1881 dazu, als man im Hauptquartier von San Telmo unbenutzte Militärkleider entdeckte. Diese wurden dem Stadtrat gespendet, der sie dann an den Club Union Artesana für die Tamborrada übergab.

In den Folgejahren wuchs der Umzug durch die baskische Metropole weiter. Ein wesentlicher Faktor dieser frühen Zeit war die Spende von Fässern, die der lokale Händler Vicente „Txiki“ Buenechea als besonders laute Trommeln zur Verfügung stellte. Im Laufe der Zeit schlossen sich zahlreiche sociedades gastronómicas („Gourmet-Clubs“) der Union Artesana an und vergrößerten so die Besucherzahlen des Trommelfests von San Sebastián (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Tamborrada de San Sebastián - Trommelfest von San Sebastián. Kuriose Feiertage - 20. Januar © 2020 Sven Giese - Bild 2
Tamborrada de San Sebastián – Trommelfest von San Sebastián. Kuriose Feiertage – 20. Januar © 2020 Sven Giese – Bild 2

Das Trommelfest von San Sebastián in der Moderne

Die zuvor skizzierte Entstehungsgeschichte spiegelt sich auch heute noch in den Feierlichkeiten des Tamborrada de San Sebastián.

  • Die Veranstaltungen beginnen um Mitternacht des 19. Januar auf der Plaza de la Constitución, wo zum Auftakt des Trommelfests auch die Stadtflagge von San Sebastiàn gehisst wird.
  • Das Trommeln beginnt mit der Sociedad Gaztelubide und Vertretern anderer Trommelfiguren, die zu Melodien von Sarriegui spielen, und dauert die folgenden 24 Stunden an.
  • Jedes Jahr nehmen rund 14.000 Teilnehmer an den mehr als 125 Trommelzügen durch die Stadt teil. Siehe dazu auch den Beitrag zum US-amerikanischen Tag des Schlagzeugspielens (engl. National Drumming Day) am 15. November.
  • Dabei lassen sich die Teilnehmer in zwei Gruppen aufteilen: die Trommler in Uniformen der Zeit Napoleons sowie die Köche und Wasserträgerinnen (mit Fässern und Melkeimern). Weiterhin nehmen aber auch Prasser, Fahnenträger und Kantinenwirtinnen an den Feierlichkeiten teil.

In diesem Sinne, Euch allen ein tolles Tamborrada de San Sebastián.

Egal, ob in Spanien, in Deutschland oder sonst wo auf der Welt.

Weitere Informationen und Quellen zum Trommelfest von San Sebastián am 20. Januar