Jedes Jahr am 30. Dezember feiern wir den US-amerikanischen Tag des Natrons (engl. National Bicarbonate of Soda Day). Immerhin gilt die chemische Verbindung aus der Gruppe der Hydrogencarbonaten als wahres Multitalent, das in vielen Bereichen anwendbar ist. Grund genug, diesem Anlass einen festen Platz im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt zu geben und seine Hintergründe mit den folgenden Zeilen etwas näher zu beleuchten. Worum geht es dabei?

Inhaltsverzeichnis
Wann ist Tag des Natrons?
Der Tag des Natrons (engl. National Bicarbonate of Soda Day) findet in den USA immer am 30. Dezember des Jahres statt.
Wer hat den National Bicarbonate of Soda Day ins Leben gerufen?
Die Ursprünge und Hintergründe des National Bicarbonate of Soda Day sind nicht sonderlich gut dokumentiert. Zwar findet sich der Anlass inzwischen auf nahezu allen der gängigen US-amerikanischen Websites zum Thema kuriose Welttage, Hinweise auf einen konkreten Urheber oder ein spezifisches Gründungsjahr finden sich hier dann allerdings nicht. Diese Unklarheit setzt sich dann auch bei der Wahl des Datums am 30. Dezember fort, für die es keine wirkliche Begründung zu geben scheint.
Ob hinsichtlich dieses letzten Punktes das parallel in den USA begangene Fest der rieselnden Tannennadeln (engl. Falling Needles Family Fest Day) eine Rolle gespielt hat, konnte ich im Zuge der Recherchen nicht herausfinden. Dies gilt auch für den Tag der großen Veränderungen in letzter Minute (engl. Festival Of Enormous Changes At The Last Minute) und den Internationalen Tag des Frühstücksspecks (engl. International Bacon Day).

National Bicarbonate of Soda Day: Eine kleine Kulturgeschichte des Natrons
Als chemische Verbindung ist Natron bereits seit dem Altertum bekannt, wobei die Bezeichnung ihren Ursprung im altägyptischen Konsonantenstamm ntrj (= göttlich) hat, welcher ausschließlich für als heilig geltende Stoffe gebraucht wurde.
Dementsprechend wurde das im unterägyptischen Wadi Natrun, dem oberägyptischen Elkab und in der unterägyptischen Provinz Beheira natürlich vorkommende Gemisch aus Natron, Salz und Soda hauptsächlich zu rituellen Zwecken (Reinigung, Mumifizierung etc.) verwendet. Während der Ptolermer-Zeit (332-30 v. Chr.) bestand daher auch ein königliches Natron-Monopol.
Sowohl die überlieferten Schriften der antiken Historiker Strabon (ca. 64 v. Chr. – 21 n. Chr.) als auch Plinius (23–70 n. Chr.) erwähnen das Vorkommen von Natron in diesen Gebieten Ägyptens. Auch heute noch gibt es dort große natürliche Natron-Vorkommen, die als Ablagerung an den Ufern und am Boden ausgetrockneter Seen auftauchen.
Dies gilt auch für die Vereinigten Staaten, auf deren heutigem Staatsgebiet das Natriumhydrogencarbonat als natürliche Ressource vorkommt: So wird es zum einen als Mineral Nahcolith gewonnen, welches in der Regel im Ölschiefer auftaucht und daher als eine Art Nebenprodukt Ölförderung gilt. Primäres Abbaugebiet ist hier der US-Bundesstaat Colorado. Alternativ dazu wird Natron in den USA primär aus dem Salz Trona gewonnen und ist darüber hinaus in vielen natürlichen Mineral- und Heilquellen vorhanden. In den Vereinigten ist es daher offiziell auch als Hydrogencarbonat-Ion deklariert.
In Europa wird demgegenüber Natron aus natürlichem Kochsalz gewonnen, indem hier das chemische Element Chlor durch Karbonat ersetzt wird. Dieses Verfahren wurde 1865 von dem belgischen Chemiker Ernest Gaston Joseph Solvay (1838 – 1922) entwickelt und bildet auch heute noch die Grundlage der modernen europäischen Natron-Herstellung. Zu seinen Ehren spricht man daher auch vom sogenannten Solvay-Verfahren, welches ein reines Produkt mit einem angenehmen Geschmack hervorbringt.
Natron: Anwendungsmöglichkeiten und Gefahren
Bekannt ist das Natron vor allem als Hausmittel gegen Sodbrennen oder auch als Backpulver-Ersatz. Im Laufe der Zeit hat sich Natron aber auch für diverse andere Anwendungsgebiete in der Küche, im Haushalt, für die Gesundheit oder zur Körperpflege bewährt. Dabei steht Natron im Prinzip als Kurzform für die chemische Verbindung Natriumhydrogencarbonat bzw. Natriumhydrogenkarbonat (NaHCO3 – engl. Bicarbonate of Soda) und ist im Handel unter den Bezeichnungen Speise- bzw. Backsoda sowie Speisenatron als Pulver oder in Tablettenform zu finden.
NaHCO3 ist dabei ein farbloser, kristalliner Feststoff, der sich oberhalb von 50 °C – unter Abspaltung von Wasser und Kohlenstoffdioxid – zu Natriumcarbonat zersetzt. Im deutschsprachigen Raum sind dabei besonders die Produkte Kaiser Natron und das Bullrich Salz bekannt geworden. Allerdings sollte man der eigenen Gesundheit zuliebe einige Unterschiede zu chemisch ähnliche Zusammensetzungen kennen:
Während man eine Natron-Lösung unbesorgt trinken kann, ist der Verzehr von Ätznatron (NaOH), ätzender Natronlauge (NaOH + H2O) und der Sodalösung aus Natriumkarbonat (Na2CO3) lebensgefährlich. Daher bitte das feine weiße Pulver nur in Apotheken, Drogerien und als Backzutat im Supermarkt kaufen und die Angaben auf der Verpackung lesen und nachfragen.

In diesem Sinne: Euch allen einen tollen National Bicarbonate of Soda Day.
Egal, ob in den Vereinigten Staaten, in Deutschland oder sonst wo auf der Welt. :)
Weitere Informationen und Quellen zum nationalen Natron-Tag in den USA
- Beitrag zum US-amerikanischen National Bicarbonate of Soda Day am 30. Dezember auf timenanddate.com (englisch)
- Das Webportal holidayinsights.com über den National Bicarbonate of Soda Day in den Vereinigten Staaten (englisch)
- Bicarbonate of Soda Day – auf: cooksinfo.com am 20. August 2005 (englisch)
- Der National Bicarbonate of Soda Day auf worldwideweirdholidays.com (englisch)
- Kaiser-Natron – Hersteller-Website (deutsch)
- Das Natron-ABC von Holste – Hersteller von Kaiser-Natron (PDF – deutsch)
- Die Hersteller-Website von Bulrich Salz (deutsch)
- Webportal zum Thema Anwendungsmöglichkeiten von Natron (deutsch)