Warntag in Deutschland – 8. Dezember 2022

Am 10. September 2020 sollte in Deutschland erstmals seit der Wiedervereinigung bundesweite Warntag stattfinden. Dieser war dann als beweglicher Termin am zweiten Donnerstag im September eingeplant. Nachdem es 2020 aber zu massiven Problemen gekommen war, entschied man sich für einen neuen Versuch. Dieser fällt auf den 8. Dezember 2022. Dieser gemeinsame Aktionstag von Bund und Ländern steht ganz im Zeichen der Erprobung sämtlicher Warnmittel des Landes. D. h. um 11:00 Uhr startet zeitgleich in den Landkreisen und Kommunen Deutschlands ein zwanzigminütiger Probealarm aller Warnmultiplikatoren und Warnmittel. Grund genug, die Geschichte dieses vom ISF Bund-Länder-Projektes „Warnung der Bevölkerung“ initiierten Aktionstages auch im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt zu erzählen. Worum geht es dabei?

Warntag in Deutschland. Kuriose Feiertage - zweiter Donnerstag im September © 2020 Sven Giese
Warntag in Deutschland. Kuriose Feiertage – zweiter Donnerstag im September © 2020 Sven Giese.

Wer hat den deutschen Warntag ins Leben gerufen?

Der deutsche Warntag ist ein Projekt von Bund und Ländern, das in Abstimmung mit den kommunalen Vertretern der Landkreise und Städte gestartet wurde. Er geht auf den Beschluss einer Innenministerkonferenz im Jahr 2019 zurück und greift damit einen Ansatz auf, der letztmalig 1990 stattfand. Seitdem fanden solche Warntage nur auf Landesebene statt. In NRW zuletzt 2018 und 2019.

Dementsprechend verteilt sich auch die Verantwortlichkeit für diesen Aktionstag: auf Bundesebene durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), auf Länderebene durch die jeweiligen Innenministerien und auf kommunaler Ebene durch die für den Katastrophenschutz zuständigen Behörden.

Soweit die Theorie. In der Praxis zeigte sich 2020 aber, dass es Nachholbedarf gibt. Am 10. September 2020 gingen anlässlich des Warntags die Warnungen über die offiziellen Apps Nina und Katwarn erst mit einer halben Stunde Verspätung ein. Nach den Hochwasserkatastrophen des Juli 2021 in NRW und Rheinland-Pfalz haben Bund und Länder daher die Einführung von Cell Broadcast als Ergänzung zu den Warn-Apps NINA und Katwarn beschlossen (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Wann findet der Warntag in Deutschland statt?

Der bundesweite Warntag fand erstmals am 10. September 2020 statt und sollte dann jährlich an jedem zweiten Donnerstag im September durchgeführt werden. Folgende Termine waren damals für die kommenden Jahre angedacht:

  • Donnerstag, 10. September 2020 – 11:00 Uhr
  • Donnerstag, 9. September 2021 – 11:00 Uhr
  • Donnerstag, 8. September 2022 – 11:00 Uhr
  • Donnerstag, 14. September 2023 – 11:00 Uhr
  • Donnerstag, 12. September 2024 – 11:00 Uhr
  • Donnerstag, 11. September 2025 – 11:00 Uhr
  • Donnerstag, 10. September 2026 – 11:00 Uhr
  • Donnerstag, 9. September 2027 – 11:00 Uhr
  • Donnerstag, 14. September 2028 – 11:00 Uhr
  • Donnerstag, 13. September 2029 – 11:00 Uhr
  • Donnerstag, 12. September 2030 – 11:00 Uhr

Wer hier noch eine gedankliche Eselsbrücke benötigt, kann sich den Warntag auch als Parallelveranstaltung zum australischen R U OK? Day merken, der ebenfalls immer auf den zweiten Donnerstag im September fällt. Angesichts bestehender Lücken und fehlender technischer Voraussetzungen entschieden Bund und Länder, dass der Warntag 2022 am 8. Dezember durchgeführt wird. Ob in Zukunft wieder der ursprünglich angedachte zweite Donnerstag im September für diesen Testlauf genutzt wird, bleibt abzuwarten (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Was passiert am bundesweiten Warntag?

Im Mittelpunkt des Warntags steht ein landesweiter Probealarm der in Deutschland vorhandenen Warnsysteme. Dazu startet um 11:00 Uhr in allen 16 Ländern, in den Landkreisen und in den Kommunen eine Probewarnung, die verschiedene Stationen durchläuft:

  • Alle Warnmultiplikatoren des Modularen Warnsystems MoWaS wie Rundfunksender und die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes NINA oder Katwarn.
  • Die Social-Media-Kanäle der kommunalen und lokalen Behörden.
  • Parallel dazu auch die Auslösung der kommunalen und lokalen Warnmittel wie Sirenen, digitale Anzeige- und Werbetafeln und Lautsprecherwagen.
  • Der Warntag wird erstmals auch die Cell-Broadcast-Technologie einbeziehen.  Cell Broadcast sendet eine Textnachricht auch ohne eine App an kompatible Mobiltelefone. Gegenüber der SMS erreicht eine über Cell Broadcast versendete Warnung jedes empfangsbereite Gerät in einer Funkzelle. Cell Broadcast ist daher besonders geeignet, die Bevölkerung sowohl bei lokalen als auch bei überregionalen Ereignissen zu informieren. So kann man Warnmeldungen auch gezielt in betroffenen Gebieten ausspielen. Die hier vorhandenen technischen Probleme (kaum kompatible Geräte) waren einer der Gründe, weshalb die ursprünglich für den Mai 2022 angedachte Generalprobe auf den 8. Dezember 2022 verschoben wurde.

Nach 20 Minuten erfolgt dann um 11:20 Uhr die Entwarnung. Die erweiterten technischen Möglichkeiten sind auch einer der Hauptgründe, weshalb sich Bund und Länder für einen landesweiten Test der Warnsignale entschieden haben (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Ziele und Intention: Worum geht es dem bundesweiten Aktionstag zur Warnung der Bevölkerung?

Der bundesweite Warntag und seine Probewarnung sollen die Öffentlichkeit für das Thema Warnung im Katastrophenfall bzw. Notlagen zu sensibilisieren und die Selbstschutzfähigkeit der Bevölkerung zu verbessern. Vor diesem Hintergrund möchten die Initiatoren auch das Bewusstsein für die verschiedenen Warnanlässe und Sirenensignale schärfen.

Bei welchen Anlässen wird die Bevölkerung gewarnt?

Der Alarm kann bei einer Vielzahl von Anlässen erfolgen. Im Detail nennt das BBK hier die folgenden Warnanlässe und Katastrophenfälle:

  • Naturkatastrophen wie Feuer, Erdbeben, Sturm, Überflutungen
  • Unfälle in Chemiebetrieben, die zum Austritt von Chemikalien führen
  • Auftreten von Krankheitserregern. Im Zeichen der COVID-19-Pandemie warnt das BBK über seine Warn-App NINA diesbezüglich auch bei besonderen Gefahrensituationen.
  • Radioaktivität und hohe Strahlungsbelastung
  • Waffengewalt und Angriffe
  • Großflächige Stromausfälle

Trotz des bundesweiten MoWaS-Warnsystens erfolgen die Warnungen je nach Gefahrenbereich durch die unterschiedlichen kommunalen Institutionen wie Feuerwehr, Polizei, Hochwasserzentralen oder dem Deutschen Wetterdienst. Siehe dazu auch die Beiträge zum Welttag der Meteorologie bzw. Weltwettertag (engl. World Meteorological Day) und dem Internationalen Tag der Feuerwehrleute (engl. International Firefighters‘ Day) am 4. Mai.

In diesem Sinne: Nicht erschrecken, wenn heute die Sirenen heulen und andere Alarme losgehen. Euch allen einen hoffentlich sicheren und entspannten Warntag. Mit Blick auf die 2020er-Auflags des Warntags klappt es im Jahr 2022 hoffentlich besser.

Weitere Informationen und Quellen zum Warntag in Deutschland